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brücke entfernt und durch einen Schwibbogen ersetzt worden. Der plastische Schmuck des Werkes wurde versteigert. Pallas (Athene) und Minerva stehen heute in einem Park in Elberfeld, die beiden Legionssoldaten vor dem Eingang des Hauses Friedensstraße 15 dahier. Die Figuren, welche jetzt die Brücke zieren, waren der weitere Schmuck nach dem Tor; sie sind teilweise gestiftet von Fürstbischof Franz Christoph von Hutten (1724-1729), einem feinsinnigen Kunstfreunde, der aber ihre Fertigstellung und Aufstellung nicht mehr erlebte. Erst sein Nachfolger, Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn (1729 bis 1746), der Fertigsteller des Residenzschlosses, ließ auch die Brückenfiguren aufrichten und gab selbst die Mittel für die Hälfte derselben her; darum tragen sie teils das Huttensche. teils das Schönbornsche Wappen.
Die auf der Südseite stehenden Figuren sind von den Bildhauern Gebrüder Johann Sebastian und Volkmar Becker aus Haßfurt angefertigt, jene auf der Nordseite stammen gleichfalls von einem geschickten Meister, dem Würzburger Bildhauer Claude Curee (geb. 1685 zu Paris, seit 1721 in Würzburg, gest. 1745). Der Plan für die ganze Anlage scheint vom Schloßerbauer Balthasar Neumann zu stammen, der ja auch das Wehr und die Lochschleuße gleichzeitig erbaute. Was die dargestellten Personen anlangt, so wurden zunächst die Muttergottes und St. Josef als die Schutzheiligen von Franken und Deutschland gewählt. Die Aufstellung der Frankenapostel St. Kilian, Kolonat und Totnan erklärt sich aus lokalhistorischen Gründen. Ebenso wurden die Heiligen Burkard und Bruno als erster bezw. berühmtester Bischof von Würzburg gewählt. Pipin und Karl der Große stehen nicht als "Heilige", sondern als die Stifter und Wohltäter der Würzburger Kirche auf der Brücke, der hl. Nepomuk ist der eigentliche Brückenheilige. Endlich ließ Fürstbischof Friedrich Carl v. Schönborn seinen eigenen Namenspatron, den hl. Friedrich und St. Carolus Vorromäus, nicht unvergessen; diese beiden haben aber mit Franken gar nichts zu tun, sondern wurden nur aus persönlichen Motiven des Stifters aufgestellt. In den ersten 15 Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die Figuren erneuert.
Auf der Brücke versammelte sich bei schönem Wetter am ersten Mittwoch im Monat das Brückengericht, das über Rechtshändel in beschleunigtem Verfahren, gleich dem heutigen Volksgerichte, entschied. Dasselbe wurde 1554 aufgehoben. Bitten um Wiederherstellung des Gerichtes blieben erfolglos. Bei schlechtem Wetter war die Gerichtssitzung im schwarzen Saal in der Saalgasse.
Im 16. Jahrhundert wurde ein Brückenzoll erhoben. Es mußte jeder Christ 1 Pfg., jeder Jude 2 Pfg. zahlen. Nur die Schöppen, welche sich zu Gericht begaben, und jene, die sich einen Ablaß in der Kirche erbeteten, waren vom Zoll befreit.
Der Main unter der Brücke, von Ufer zu Ufer gemessen, ist 126 Meter breit.
Hs.-Nr. 4. Die ehemalige Brückenwache, bis 1803 zugleich die Stadthauptwache. Von 1803 bis 1858 war die Hauptwache im Hause Marktplatz 3, 1858 wurde sie in den Gesandtenbau, Residenzplatz, verlegt. Am
1. Februar 1910 kam sie in das Gebäude des Gar