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Terrassen vor sich. Dazu kam noch, daß durch die Belagerungen und durch Unwetter das Heiligtum schwere Schäden erlitt. Als man im Jahre 1814 den Untergang des Gotteshauses durch die fremden Truppen befürchtete, wollte man wenigstens das Gnadenbild retten. Der geistliche Rat und Ursulinerklosterdirektor Werner mit dem Chorvikar Seufert erstiegen den Nikolausberg und trugen das Heiligenbild weg, setzten bei Heidingsfeld über den Main und fuhren in die Stadt zurück. Es war finstere Nacht, als sie im Ursulinerinnenkloster ankamen. Erst am 21. Sept. 1824, also 76 Jahre nach Legung des Grundsteines, vollzog bei strömendem Regen früh 8 Uhr bis mittags 1 Uhr der neugewählte Würzburger Bischof Friedlich v. Groß die feierliche Einweihung. Die Pilger unterstützten den mehrere Jahre dauernden Bau nicht nur mit Geldopfern, sondern auch dadurch, daß Jeder einen der am Fuße des Nikolausberges aufgestellten, mit Sand und Kalk gefüllten Kübel um Gotteslohn den Berg hinauftrug und leer wieder herunterbrachte. In der Kirche verdienen Erwähnung die 1752 entstandenen, die Geschichte der Wallfahrt darstellenden Deckengemälde von dem Kunstmaler M. Günther, das Hochaltarblatt von J. Huber und die Seitenaltarblätter von N. Treu und

A. Zick, das Gnadenbild der schmerzhaften Mutter und ein weiteres in Gold gefaßtes Bild: Maria mit dem Jesuskinde, welches an der rechten Wand der Gnadenkapelle unter den Bildnissen der 14 Heiligen sich befindet. Dieses Bild stand ehedem im Kreuzgang des Domes und wurde 1797 an den gegenwärtigen Platz versetzt. In Kriegszeiten hielt das Voll seine Andachten vor demselben; diese waren so zahlreich besucht, daß die Gottesdienste in unserem Dom dadurch gestört wurden, weshalb die Übertragung des Bildes in die neue Käppeleskirche erfolgte. Dort ist es umgeben von den Bildnissen der 14. hl. Nothelfer, die aus der Katharinakapelle (jetzt Bronnbachergasse 20) hierher verbracht wurden. Das Käppele bildet noch immer einen Anziehungspunkt für die Wall-fahrer.

Der Weg, der hinauf zum Käppele führt, ist ein stolzer Terrassenbau, der in feiner Linie aufsteigt. Jede Terrasse hat drei Stationen des Kreuzweges. Zierliche Rokokogestalten innerhalb gewölbten Kapellen sind die Menschen des Dramas auf Golgatha. Schwarze Gitter umspannen die Gruppen, die schwarzen Eisenstäbe hält ein zierliches goldenes Geranke zusammen. Das Steingeländer der Stufen ist zart gegliedert in leichten Linien. Platanen, um das Jahr 1770 gepflanzt, stehen auf den Terrassen, im Sommer kühlen Schatten spendend.

Hinter der Kirche führt eine steinerne Treppe auf die Höhe des Berges, Wege führen zu dem Schützenheim, zu den Johannishöfen (erbaut 1864) und zur Frankenwarte, einem vom Verschönerungsverein Würzburg errichteten Aussichtsturm. Zur Erbauung desselben wurde am 29. Mai 1890 die erste Anregung gegeben. Am 14. April 1893 wurde mit dem Bau begonnen und am

30. Mai 1894 konnte der Turm eingeweiht werden. Im folgenden Jahrzehnt kam noch das Wirtschaftsgebäude dazu. Die gesamte Anlage in ihrer heutigen Form verursachte einen Kostenaufwand von 36 488 M, der Turm allein 15 000 M.

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