Services
88
seine Präbende als Domherr. Seine Begleiter, durch das Vorrecht des "Freihofs" (das waren die Domherrnhöfe alle) vor Ergreifung gesichert, folgten der vor dem Hofe verlesenen Vorladung zum Gerichte nicht. Sie wurden übrigens, da sie ja -nach dem Zeugnis von Schaumbergs Diener -an dem Morde unschuldig waren, freigesprochen. Später scheint der Hof an Domherren mietweise vergeben worden zu sein. Im Jahre 1549 fand in dem heutigen Anwesen Nr. 6 ein größerer Umbau statt, die auf dem Hause befindliche Wetterfahne zeigt die eben genannte Jahrzahl. Nachdem Markgraf Johann Albert von Brandenburg 1550 mit Tod abgegangen war, wurde der Hof, da Johann Albrecht ohne Testament starb, dem Domkapitel zugesprochen. Fürstbischof Friedrich von Wirsberg (1558-1573) wollte dann den Hof zu seinem Bischofssitz machen und als Äquivalent eine Jahrgedächtnisstiftung für seinen am 15. April 1558 ermordeten Vorgänger Melchior Zobel errichten. Der Hof wurde ihm schließlich auch gegen Zins zur Benützung überlassen. Unter den sogenannten Grumbachschen Händeln hatte der Brandenburger Hof schwer zu leiden. Bei einem Einfall der Grumbachschen Scharen am 4. Oktober 1563 wurde der Hof geplündert. Der Bischof war vorher nach Mergentheim geflohen. Von 1562-1603 wurde unter Fürstbischof Friedrich von Wirsberg und seinem Nachfolger Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617) achtmal der Landtag in den Brandenburger Hof einberufen. Die Sitzungen fanden im heute noch erhaltenen Saal des ersten Stockwerkes statt. Fürstbischof Julius erwarb den Hof samt seiner Vikarie um 3000 Gulden und benützte ihn als Absteigequartier, wenn er vom Marienberg in die Stadt kam. Interessant ist, daß der Fürstbischof wiederholt vom Domkapitel zur Zahlung des Kaufschillings ermahnt werden mußte. Es war aber alles vergebens, und zum Schluß erklärte das Domkapitel, es sei zufrieden, daß die Summe von der Türkensteuer abgezogen und kompensiert werde. Fürstbischof Julius trug sich bekanntlich zeitig mit dem Gedanken der Gründung einer neuen Universität. Er wollte diese im Hof Katzenwicker errichten und dem Domkapitel dafür den Brandenburger Hof geben. Letzteres wollte aber von dem Plan des Fürstbischofs nichts wissen. Nach dem Tode des Fürstbischofs im Jahre 1617 blieb der Brandenburger Hof im Besitze des Hochstifts (Staates) zur Verfügung der regierenden Fürstbischöfe, wie Julius Echter dies bestimmt hatte. Zur Zeit des 30jährigen Krieges wurde bekanntlich auch Würzburg von den Schweden heimgesucht. Beim Durchzug derselben Mitte Oktober 1631 war der Brandenburger Hof zur Disposition des Königs Gustav Adolf gestellt, seine Dienerschaft war hier untergebracht. In den folgenden Jahren hatte der Hof wiederholt Einquartierungen. Im Jahre 1676 erhielt der Oberschultheiß Kottwitz v. Aulenbach den Hof, der nunmehr als Münzhof bezeichnet wird, weil in einem Nebengebäude desselben die Münzstätte untergebracht war, zur Wohnung angewiesen. 1695 verkaufte Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg (1684-1698) den Hof in zwei Teilen und zwar den unteren größeren Teil (Hs.-Nr. 4) dem Oberstallmeister Johann Werner Schenkh von Stauffenberg, den oberen Teil (Nr. 6 und 8) an den Dompfarrer Thomas Höfling und