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nach der im 13. und 14. Jahrhundert üblichen Art gebaute, auf seine Zeit gekommene alte Gebäude, dessen Bestimmung er nicht wußte, ein Tempelhaus, ohne jedoch dafür einen anderen Grund als die mündliche Überlieferung angeben zu können. Sonderbar bleibt es immer, daß bei so vielen, aus dem Altertume und besonders aus dem Zeitalter der Entstehung des Templerordens und hernach aus dem 12. und 13. Jahrhundert in den Landesarchiven und jenen der Stifte und Klöster erhaltenen Urkunden keine einzige aufgewiesen werden kann, in welcher eine ausdrückliche Meldung von einer Besitzung dieses Ordens in Franken überhaupt und insbesondere in der Stadt Würzburg geschieht. Die Ursache hiervon mag darin liegen, daß der Templerorden, so lange er bestand, immer mit großer Sorgfalt das Geheimnis seiner Archive durch strenge Verwahrung der Urkunden zu erhalten suchte. Um sich der reichen Güter der Templer zu bemächtigen, beschuldigte sie König Philipp IV. von Frankreich des Götzendienstes und unnatürlicher Ausschweifungen. An einem Tag. am 13. Oktober 1307, ließ er alle Templer in Frankreich gefangen setzen. Am 22. März 1312 erklärte Papst Clemens

V. den Orden für aufgehoben. Viele Templer, darunter ihr Großmeister Molay, wurden verbrannt. Ihre Besitzungen fielen, soweit sie nicht von den Fürsten eingesackt wurden, dem Iohanniter-und Deutschorden zu, und diese mögen bei der Besitznahme der angefallenen Güter nicht mit gleicher Sorgfalt auch die vorgefundenen Urkunden derselben übernommen haben. Nach der Versicherung eines mit der Auflösung dieses Ordens gleichzeitigen Schriftstellers hatte der Templerorden nebst unermeßlichen Reichtümern bei 9000 Ordenshäuser. Gewiß hatte er auch ein oder mehrere Häuser in Würzburg, da alle diejenigen Orden bei den Bischöfen zu Würzburg besonders gute Aufnahme fanden, welche den Kreuzzügen dienten. Nach der Erzählung des Lorenz Fries hat man im 14. Jahrhundert unter einem Tempelhause einen jeden Ort verstanden, wo viele Laster gehegt oder getrieben worden sind. Im großen Löwenhof sind uralte in Stein gehauene Wappenschilde eingemauert. Weiter eine Gruppe: Maria, Joseph und Jesus darstellend. Auch befanden sich an der einen Wand Abbildungen von Rittern, von denen heute noch Spuren zu sehen sind, weiter lateinische und deutsche Inschriften. Leider sind sie unlesbar geworden. Eine dieser Inschriften lautete:

Templarii oder Tempelherren Heist diser Orden und der Kern Etwan der Ritterschaft gewesen Als sie noch konnten hier genesen, Bis hernach der Radiser Orden Nach ihnen kommen ist. Sie worden Erschlagen all auf einen Tag. Bei Papst Elemente dies geschach. Im Jahre 1332 wurde der große Löwenhof, nachdem er kurze Zeit im

Besitz des Domkapitels und eines Bürgers war, an den berühmten Scholaster des Neumünster Stiftes Magister Michael Iud von Mainz, Sohn eines von Mainz nach Würzburg übergesiedelten Rechtsgelehrten, verkauft, der ihn neu Herrichten und am Torbogen

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