Vorschau

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würdigen Publikum bekannt zu machen, daß er diese Mitfastenmesse wieder mit seinen Modehüten nach dem neuesten Geschmack bezogen hat. Er verspricht die billigsten Preise, und bittet um geneigten Zuspruch. Seine Bude ist auf der Domgasse, vor der Schwanen-Apotheke. Zugleich zeigt er an, daß er sein voriges Logis in der Franziskanergasse verlassen, und sein eigentümliches Wohnhaus nächst der Glocke, am Eingange der Büttnersgasse Nro. 250 bezogen habe, und empfiehlt sich auch außer der Messe mit allen Sorten Hüten. Michael Wittstadt, Hutmachermeister." In den 50er Jahren übersiedelte die Firma Wittstadt, die nach Michael Wittstadt dessen Söhne übernommen hatten, in das Möllersche Haus (Domstraße Hs.-Nr. 32 und 34) und später in das Haus des Spenglers Sohn, Domstraße 22, über.

Hs.-Nr. 23. Dieses Anwesen trug die Feudallast, das Holz für zur "Hexen"verbrennung bestimmte Scheiterhaufen liefern zu müssen. Als diese eingestellt wurden, wurde die Verpflichtung in eine Geldabgabe unter dem Titel "Bodenzins" umgewandelt und wurde bezahlt, bis der eine der letzten Besitzer die Sache ans Landgericht brachte, das dann diesen Bodenzins als unsittlich aufhob.

Hs.-Nr. 27. An Stelle der Nr. 29 standen um 1550 zwei schmale Häuschen, von denen das eine den Namen zum Weinträubel, das zweite den Namen zum Großen braunen Bären führte. Beide Häuser mit 6 weiteren fielen am 3. Januar 1570 einem Brandunglücke Zum Opfer. An Stelle der zwei Häuschen erstand im gleichen Jahre ein Gebäude, das fortan den Namen zum Großen braunen Löwen trug. Nach wiederholten Besitzwechseln kaufte es im Jahre 1777 der 1764 aus Wien als Goldschmiedgeselle hier eingewanderte Johann Michael Guttenhöfer. Die Firma Guttenhüfer zählt zu den altangesehensten und renommiertesten Würzburger Geschäften. Im Jahre 1764 gegründet, ging das Geschäft durch fünf Generationen hindurch jeweils auf den ältesten Sohn über und jeder trug sein gut Teil zur Vergrößerung desselben bei. Das Haus Domstraße 29 wurde von Guttenhöfer im Jahre 1777 erworben. Die umfassenden Veränderungen und Verbesserungen, die der gegenwärtige Inhaber, Herr Hans Guttenhüfer, im Jahre 1911 vorgenommen hat, bilden einen Markstein in der Chronik der Firma. Es war im Januar 1911, als das alte Guttenhöfersche Haus an der Domstraße, in welchem sich das Geschäft seit 150 Jahren befand, und das nebenan befindliche, in den Besitz Guttenhöfers übergegangene Lothar Entres'sche Haus abgebrochen wurde. Mitte Februar begann der Aufbau, der Monat Mai sah bereits den Rohbau unter Dach und Fach. Der Innenausbau währte bis Oktober und um die Mitte Oktober konnte das Haus, das allgemein als eine Zierde der Straße bezeichnet wird, bezogen werden. Der nach den Plänen des Herrn Architekten Mayer ausgeführte Bau trägt den Anforderungen der Neuzeit nach jeder Richtung hin Rechnung. Sehr gefällig ist die moderne Putzfassade mit den Rundbögen, äußerst prächtig die aus Kirchheimer Muschelkalkstein hergestellte Parterrefassade mit den reizenden Putten. Die Fassade ist ganz im modernen Barockstil gehalten, in die Höfe jedoch sind die Stile der alten abgebrochenen Häuser verpflanzt. Im östlichen Hof z. B. ist die vordere Ansicht des alten Entres'schen Hauses wieder zu erkennen. Dort haben die alten

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