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136 Dritte Felsengasse.

9. (Burkarder-)Bezirk. Zieht von der Burkarderstraße nach der Spitalgasse. Benannt nach der dortigen Stadtlage: der Fels (Bodenfor-mation).

Hs.-Nr. 1. Haus zum großen Christoph. Ebrachergasse.

5. (Dom-)Bezirk. Zieht vom Paradeplatz zur Bibrastraße. Zu Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts hieß die Gasse: Schweinskopfgasse, nach dem Hof zum Schweinskopf, Paradeplatz Hs.-Nr. 2. Der Hof Sunderhofen (Hs.-Nr. 4 und 6) befand sich bis 1219 im Besitz des Klosters St. Stephan und ging dann in den Besitz des Klosters Ebrach über und wurde Ebracherhof genannt. Der Hof diente anfangs als Wohnung für den Abt von Ebrach oder dessen Stellvertreter, wenn sie sich in Würzburg aufhielten. Im Jahre 1282 wurde der Hof neu erbaut und darin ein Kollegium für junge Klostergeistliche zu ihrer Ausbildung errichtet. Namentlich im vornehmen Hofraum mit seiner gallerieartigen Umrahmung und dem schönen Wappenschmuck offenbart sich die alte Klosterpracht der ehem. mächtigen Zisterzienserabtei. Wegen der fortwährenden Unruhen in Würzburg wurde das Kollegium 1394 nach Heidelberg verlegt und der Hof diente lediglich wieder als Absteigequartier. Bei dem Einfalle der Schweden 1631 flüchtete das Kloster seinen reichen Kirchenschatz in diesen Hof. Ein unglückliches Ereignis fügte es, daß der Brief, worin der Ebrachsche Amtmann dem Abte gemeldet, wie er den Schatz richtig empfangen und auch an einer näher bezeichneten Stelle im Hofe vergraben habe, durch den Voten verloren ging und von schwedischen Soldaten aufgefunden wurde, welche die kostbaren Gefäße und Gelder aus ihrem sicheren Versteck hervorgezogen und entführten. Eine in dem Hofe, ob durch ein altes Recht oder durch Gewohnheit eingeführte Sitte, den Gerichtspersonen, Mitgliedern des Stadt-und Brückengerichts, Ober-und Unterschultheißen am Morgen des Ostertages das sogenannte Schöffenmahl zu reichen, artete mit der Zeit in so arge Völlerei aus, daß darüber Beschwerden entstanden. Die Sitte fand zuletzt mit der Ablösung des Mahles in Geld ihr Ende. Nach der Säkularisation kam der Hof in den Besitz des Bankiers Jakob Hirsch. Er war der erste Jude, der sich hier ansiedeln durfte, nachdem seit dem 16. Jahrhundert kein Jude auch nur über Nacht geduldet wurde. Im Jahre 1894 kam der Hof in den Besitz der Kongregation der Töchter vom göttl. Erlöser. Diese ließen 1895-1897 eine Kirche im Hofe erbauen, welche ausschließlich der Andacht und dem Gottesdienste der Schwestern dient und zu der vom Hauptgebäude ein gedeckter Gang führt. Der Plan der Kirche stammt vom Architekten Josef Schmitz in Nürnberg, die Detailpläne hat der hiesige Architekt Franz Ostberg entworfen. Durch den linken Ausgang der Kirche gelangt man durch den Garten und um den Chor der Kirche herum zu dem 2.

Hofe, der sich an das Anwesen der Schwestern gliedert, zum Hofe Seebach (siehe Domerschulstraße Nr. 3).

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