Vorschau

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Während des Bauernkrieges hatten die Bürger aus einem kleinen alten Häuslein unter der Tell ein Wachthaus gegen den Marienberg errichtet. Die Bauern stürmten im Jahre 1525 durch das Telltor zur Burg, wurden aber mit blutigen Köpfen heimgeschickt. Bischof Konrad von Thüngen (1519-1540) vertilgte das Andenken an dieses Unternehmen dadurch, daß er es 1536 von Grund aus abbrechen und dagegen auf derselben Stätte ein anderes Wachthaus mit Tor, das den alten Namen behielt, zur Sicherheit des Schlosses erbauen ließ. Dieses wurde im Jahre 1558 Zeuge eines blutigen Ereignisses; der zu Tode verwundete Fürstbischof Melchior von Zobel flüchtete nach dem mörderischen Überfall durch Grumbachs Knechte an der Mainbrücke noch durch dieses Tor hindurch, gab aber vor der Festung seinen Geist auf. Die Situation des Todes ist deutlich sichtbar auf dem Grabmal des Fürstbischofs Melchior Zobel von Giebelstadt im Dom, worauf der ganze Überfall durch Grumbachs Schar in anschaulicher Weise wiedergegeben ist. Nach der Einnahme Würzburgs durch Gustav Adolf beschossen sich die fürstbischöfliche Besatzung des Marienberges und das im Mainviertel stehende schwedische Heer zwei Tage lang durch das Telltor und die Telle ward wiederum mit Blut gedüngt, bis endlich das schwedische Heer die Festung im Sturmlauf durch das Telltor nahm. Das Telltor und damit auch die alte Bezeichnung der Telle verschwand mit Anlage der großartigen Befestigungswerke, die kurz nach dem 30jährigen Krieg von dem tatkräftigen Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn (1642-1673) angelegt wurden.

Hs.-Nr. 3. Das ehemalige fürstbischöfliche Waschhaus, später Hofbrauhaus. Bier gab es in Würzburg schon in frühester Zeit. Schon die "Setze und Gebote" des Bischofs Otto von Wolfskeel (1335-1345) aus den Jahren 1342 und 1343 beschäftigten sich mit dem Vierbrauen und dem Bierausschank. Nur die Stifte durften Bier brauen, aber beileibe nicht zum Verkaufe, sondern lediglich zur Hefengewinnung. Das zum Ausschank bestimmte eingeführte Bier wurde mit einem hohen Umgelde belegt. Um dem im Abnehmen begriffenen Weinkonsum aufzuhelfen, wurde im Jahre 1368 die Einfuhr von Bier auf 20 Jahre verboten. Ob diese Zeit eingehalten wurde, ist nicht bekannt, Tatsache ist lediglich, daß zu Beginn des 15. Jahrhunderts jeder Bier brauen, verkaufen und auch trinken durfte. Im Jahre 1446 verlieh Bischof Gottfried von Limburg (1443-1455) das fürstliche Bierbräuamt auf Widerruf "mit all ihren Freiheiten und Gewohnheiten" dem Stadtschultheißen Hans Hesler. Das Bierbräuamt wurde bis 1470 an Private verliehen. In genanntem Jahre verpfändete es Bischof v. Scherenberg (1466-1495) um 800 fl. an die Stadtgemeinde und erteilte ihr, weil der Wohlstand der weinbautreibenden Bürger durch das Eindringen des Bieres gefährdet war, das Privilegium, daß sie nur allein berechtigt sei, dahier Vier zu sieden und dieses zu verkaufen. Nur den Verkauf des Eindecker und Naumburger Bieres behielt sich der Bischof vor. Um das Jahr 1525 hatte der Wein das Bier beinahe ganz verdrängt. Damals schrieb der deutsche Ordenspriester Johann Böhm von Aub über die Würzburger: "Sie verachten das Bier und lassen es nicht leicht in die Stadt bringen. Zur Fastenzeit wird es auf dem Maine in Schiffen verzapft für die wenigen, die keinen Wein trinken." Mit der

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