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sächsischen Diensten stehenden österreichischen Adeligen in einem Troßwagen das Licht der Welt erblickt. Seine Mutter, die ihren Mann auf den Kriegszügen begleitete, starb kurze Zeit nach der Geburt des Jungen aus Schreck darüber, weil der Säugling aus dem Wagen gefallen war. In der ersten Zeit folgte der Knabe dem Heere, dann kam er zu Pflegeeltern, die ihn schlecht behandelten. Schließlich (1767) nahm ihn sein Großvater mütterlicherseits, der Würzburger Ingenieuroberst Müller, der Domerschulstraße 11 dahier wohnte, zu sich und ließ ihn durch Jesuiten und Franziskaner erziehen. 1772 erbte

G. von seinem in Erfurt verstorbenen Vater, der dort Bauinspektor war, ein kleines Vermögen; er übersiedelte nach Erfurt, wo er dann im Alter von 17 Jahren die Universität bezog. Aber schon nach einjährigem Studium kam bei

G. die ererbte Neigung zum Soldatentum zum Durchbruch. 1779 trat er in österreichische, 1780 in Ansbach-Bayreuthische Dienste. 1782 wurde er als Leutnant mit seinem Regiment nach Amerika geschickt, um für England zu kämpfen. Da bei seiner Ankunft der Friede schon geschlossen war, bekam er keine Gelegenheit zu Waffentaten. 1783 kehrte G. nach Europa zurück, 1786 erhielt er Anstellung als Premierleutnant in der preußischen Armee. Er widmete sich mit Eifer seinem Fach und trieb nebenbei wissenschaftliche Studien. Wiederholt zeichnete er sich in Kämpfen durch seine Tapferkeit aus. Bekannt ist G. namentlich durch seine Prophezeiung, daß Preußen infolge seiner Vernachlässigung des Heeres den Franzosen nicht gewachsen sei, und dann durch die geschickte Verteidigung von Kolberg gegenüber einer großen Übermacht geworden. König Friedrich Wilhelm III. berief den inzwischen zum Obersten und Chef des Ingenieurkorps avanzierten G. in die Heeresreformkommission. Auf Drängen Napoleons wurde G. seines militärischen Postens enthoben und als Staatsrat kalt gestellt. Wir sehen ihn dann in Österreich, Rußland und England, wo er deren Verhältnisse studierte und an der Befreiung Preußens vom französischen Joch arbeitete. Nach der Niederlage Napoleons in Rußland nach Preußen zurückberufen, wurde er 1813 Generalmajor und Generalstabschef Blüchers. In den weiteren Kriegen bewährte sich G. als ausgezeichneter Stratege und Feldherr. Vom König wurde er durch die Erhebung in den Grafenstand und durch die Ernennung zum General der Infanterie belohnt. 1816 nahm er seinen Abschied und zog sich nach seinem Schloß Erdmannsdorf zurück. Unterbrochen war dieser Aufenthalt durch Berufung zu weiteren Ämtern: 1818 als Gouverneur von Berlin und Mitglied des Staatsrates, 1825 als Generalfeldmarschall, 1831 als Oberbefehlshaber der beim Ausbruch des Polenaufstandes zum Schutz der preußischen Grenze aufgestellten Armeekorps. Am 24. August 1831 starb er plötzlich in Posen an der Cholera. Zur Erinnerung an seinen Aufenthalt in Würzburg wurde 1906 am Hause Domerschulstraße 11, wo er bei seinem Großvater wohnte, eine Marmortafel angebracht.

Goethestraße.

8. (Rennweg-)Bezirk. Zieht von der Riemenschneider-zur Sanderglacisstraße.

Johann Wolfgang Goethe, geb. 28. August 1749 in Frankfurt am Main, gestorben 22. März 1832 in Weimar, Sohn des mit dem

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