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Titel Kaiserlicher Rat versehenen Rentners Johann Caspar Goethe und seiner Gemahlin Elisabeth Katharina, geb. Textor. Der junge Goethe studierte in Leipzig als Student der Rechtswissenschaft und setzte seine Studien in Straßburg und später in Frankfurt a. M. fort. Im Jahre 1775 siedelte der bereits hochgefeierte Dichter auf eine Einladung des Erbprinzen Karl August nach Weimar über. Der junge Herzog hatte bald die außerordentliche Begabung des Dichters erkannt. Da er auch überzeugt war, daß Goethes Wirksamkeit im Staatsdienste seinem Lande höchst nutzbringend sein werde, ernannte er ihn zum Geheimen Legationsrat und im Jahre 1782 zum Präsidenten der Kammer, womit Goethe eines der höchsten Amter im Herzogtum Weimar erreichte. Goethe wurde, wenn auch nickt dem Titel nach, so doch in der Tat der erste Minister des Herzogs. Im selben Jahre wurde er in den Adelsstand erhoben. Goethes Bedeutung liegt aber auf einem anderen Gebiete, als in seiner Tätigkeit als Staatsmann. In ihm verehren wir den besten deutschen Lyriker, den Dichter des "Faust", des bedeutendsten dramatischen Werkes deutscher Sprache und der Weltliteratur überhaupt. Im Roman hat der Dichter mit seinem "Werther" alle seine Vorbilder überholt. Von Weimar aus unternahm Goethe verschiedene Reisen nach Italien und bei dieser Gelegenheit kam er auch nach Würzburg, wo er in dem damaligen "Bayerischen Hof", der aus den Häusern Hofstraße 9 und 11 und Domerpfarrgasse 2 bestand, Absteigequartier nahm. Goethe hat die altehrwürdige Frankenstadt lieben gelernt und in seinen Gesprächen mit Eckermann finden sich wiederholt Stellen, die sich auf den Würzburger Aufenthalt beziehen. Auch den Frankenwein schätzte er und lange Zeit gingen regelmäßige Sendungen an den Weimarer Hof für den Dichter. Nach seiner Rückkehr nach Weimar lernte der Dichter die junge Waise Christine Vulpius kennen, mit der er sich vermählte, nachdem sie ihm einen Sohn geschenkt hatte.

Göbelslehenstraße.

6. (Rennweg-)Bezirk. Zieht parallel der Bahnlinie Würzburg-Sanderau von der Siebold-zur Seinsheimstraße. Göbelslehen (in einer Urkunde des Jahres 1212 Gebenslehen) ist der Name der alten dortigen Feldlage. Gebenslehen bedeutet Lehengut oder den von irgend einem Herrn zu Lehen rührenden Besitz eines Gebo, der um 1130 in der Reihe bischöflicher Dienstleute sich befand (siehe auch Friedenstraße). In dieser Gegend befand sich im 12. Jahrhundert eine "Vorstadt" von Würzburg, Gras oder im Gras nach der Feldlage gleichen Namens genannt, die aber nicht lange bestand, denn die Kriegswirren im Anfang des 13. Jahrhunderts machten es notwendig, daß alle Gebäude außerhalb der Stadtmauern abgetragen werden

mußten, um dem Feinde die Gelegenheit zu Verstecken und Verschanzungen zu nehmen (siehe Valentin Beckerstraße).

Gotengasse.

5. (Dom-)Bezirk. Verbindung zwischen der Augustiner-und der Büttnerstraße.

Goten dürfte Wohl auf eine Familie Gotêin oder eines ähnlich klingenden Namens, die in der Gasse begütert war, zurückzuführen sein.

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