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Kresse), welche auch den vorderen Gressenhof besaß, später Gasthof. Als solcher wird er schon im Jahre 1413 urkundlich erwähnt. Er wurde in diesem Jahre für 200 Gulden von dem Bürger Fritz Haubenhart an den Bürger und Metzger Hans Nehlein verkauft. Die Viertelhöfe, zu denen auch der Hintere Gressenhof gehörte, wurden bei den fortwährenden Unruhen des 15. Jahrhunderts die ständige Versammlungsstätte der Bürger; im Bauernkrieg war der Gressenhof das Hauptquartier für die Führer der Aufständischen. In ihm versammelte Florian Geyer, der Held des Bauernkrieges, seine Gesinnungsgenossen um sich. In den oberen Stuben und in dem sogenannten Rittersaale wurden die Beratungen gepflogen. Die Verbrüderung der Bürger Würzburgs mit dem Bauernheere wurde damals in diesen Räumen abgeschlossen. Unter den Vertretern der Bürger befand sich

u. a. der berühmte Bildschnitzer und Bürgermeister Tilman Riemenschneider, unter den Bauernführern war auch Götz von Berlichingen. Florian Geyer kam nach verlorener Schlacht und gänzlicher Auflösung des Bauernheeres am Abend des 7. Juni schwer verwundet nach Würzburg, wo er sich im kleinen Gressenhofe zum letzten Male nebst den übrig gebliebenen treuen Gesinnungsgenossen einfand. Dieselben beratschlagten, ob und wie sie die Stadt Würzburg gegen den herannahenden Feind verteidigen könnten; allein es war zu spät, der Rat der Stadt hatte schon deren Übergabe beschlossen und befohlen, die Tore zu schließen, sodaß es Florian Geyer und Pater Ambrosius nur mit Freundeshilfe gelingen konnte, durchzukommen. Florian Geyer hoffte, durch den Gramschatzer Wald zum Bildhäuser Heerlager zu kommen, aber auf der Rimparer Steig, am Waldessaum, ereilten bischöfliche Reiter, die unter Grumbacher Farbe ritten, den nur langsam Wandernden. Zum letzten Male zog der edle Bürgerritter sein Schwert und starb nach heftiger Gegenwehr als freier Rittersmann. Nach Mitteilungen von Gutzkow soll Wilhelm von Grumbach, der Schwager des Florian, es selbst gewesen sein, welcher ihn mit der Lanze durchbohrte. Viele von den zur Verteidigung Würzburgs bestimmten Bauern kamen nicht mehr zu den Toren hinaus und wurden von Freunden und Gesinnungsgenossen heimlich verborgen. Gar manchen rettete der alte Gressenwirt oder unterstützte ihn zur Flucht. In jenen stürmischen Tagen erhielt der Gasthof den Namen, den er heute noch trägt. Der "schwarze Haufen" (die dunkel gekleideten Bauern aus der Taubergegend), der im Gressenhofe Quartier hatte, steckte als sein Erkennungszeichen eine Stange mit einem Morgenstern (eine Stachelkugel an einer Kette) zum Erkerfenster hinaus, weshalb dann im Laufe der Zeit das Haus zum Stachel genannt wurde. Im Jahre 1525 hob der wieder zur Gewalt gelangte Fürstbischof Konrad von Thüngen sofort die Viertelhöfe als Brutstätten des Aufruhrs auf. Der Hof wurde als Strafe für die Beherbergung der "Aufrührer" mit ziemlich hohen Steuern und Abgaben belegt. Mehr als 50 Jahre war der "Stachel" im Besitze der Familie Ziegler, von der die joviale Wirtin Marie Ziegler, im Volksmunde nur die "Stachelwirtin" genannt, im Jahre 1911 im Alter von 93 Jahren das Zeitliche segnete. Seit 1894 ist der "Stachel" im Besitze des ebenfalls einer altwürzburger Bürgerfamilie entstammenden Wirtes Kaspar Bürger, dem es besonders zu danken ist, daß er das Haus in seinem

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