Vorschau

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unter der eisten, nur bis 1806 dauernden kurpfalzbayerischen Herrschaft. Damals entstand am Außenrande des Glacis vom Pleicher-bis zum Sandertor eine doppelreihige Pappelallee, aus der einzelne Veteranen noch in unsere Tage hineinragen. Die Anfänge einer wirklichen Gartenanlage, natürlich dem damaligem Geschmacke entsprechend in englischem Stile, fallen in das Jahr 1819. Sie beschränkte sich zunächst auf die Bepflanzung der Glacisfelder zwischen dem Neutor (am Ende der Semmelstraße) und Rennwegertor (am heutigen Volksgarten) mit Bäumen und Sträuchern und dehnte sich dann langsam aus. Den Schluß bildete 1842 das Pleicherglacis (wobei zuerst auf eine Anregung der Universitätsbehörde auch auf forstbotanische Zwecke Rücksicht genommen wurde). Angelegt und erhalten wurden diese Anlagen bis zum Jahre 1830 allein auf Kosten des Staates, der ja Eigentümer der Glacis war. Seit 1830 leistete die Stadtgemeinde einen jährlichen Zuschuß von 300 Gulden, der 1850 auf 700 Gulden erhöht werden mußte, weil die Landesvertretung einen Zuschuß zu den Anlagen nicht mehr genehmigte. Der Staat unterstützte die Unterhaltung derselben lediglich durch Verzicht auf die Rente aus den Glacisgrundstücken. So Rühmenswertes auch in den Jahren bis 1867 geleistet wurde, es waren doch nur Anfänge im Vergleiche zu der kräftigen, vollen Entwicklung der Gegenwart. Die Anlagen waren mehr das Werk natürlichen Geschmackes als das Produkt eines auf Kunstverständnis beruhenden einheitlichen Planes. Neben schnurgeraden Hecken an den wenigen schnurgeraden Wegen waren da und dort Bäume und Gebüsche zu undurchdringlichen und feuchten Wildnissen emporgeschossen, die Grasflächen waren noch immer an Ökonomen zur Ausnützung verpachtet und gänzlich fehlte das belebende und erfrischende, das uns unentbehrlich erscheinende Element des Wassers.

Erst im Jahre 1868 mit dem Ankauf der Festungswerke und damit der Glacisanlagen durch die Stadt begann eine Wandlung zum Besseren. Im Jahre 1872 zeichnete in einer Darlegung Bürgermeister Zürn die Grundlinien für die künftige Ausgestaltung der Anlagen, deren Wert und Bedeutung für die Verschönerung wie für die Gesundheit und das allgemeine Gedeihen unserer Stadt er klar erkannte. Zunächst in langsamem Tempo, stets den durch die fortschreitende Entfestigung und die Anlage der Ringstraße geschaffenen Änderungen folgend, wuchs mit der modernen Stadt Würzburg auch unser neuer herrlicher Ringpark heran.

Der entscheidende Schritt nach vorwärts erfolgte aber im Jahre 1880 mit der Berufung eines eigenen Stadtgärtners. Mit glücklichem Griffe stellte Zürn den rechten Mann auf den neuen wichtigen Posten: Jöns Person Lindahl. Lindahl, geboren am 27. Januar 1843 zu Wü in Schweden, kam Ende der 60er Jahre in der Vollkraft seiner Jahre, ausgerüstet mit gründlichen Kenntnissen, welche er sich in der kgl. Lehranstalt für Gärten in Backaskog und in einer großen Gärtnerei Schwedens erworben hatte, nach Deutschland. Er vervollständigte seine Praktischen Erfahrungen in Hamburg und dann beim Gartendirektor Heinr. Siesmayer in Frankfurt, in dessen Auftrage er besonders in den Rheinlanden eine große Anzahl von Gärten ausführte und sich hierbei, als des großen Meisters begabtester Schüler, zum selbständigen Schaffen

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