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entwickelte. Eine der bedeutendsten seiner Kunstschöpfungen ist der für den Landgrafen von Hessen ausgeführte große Schloßpark in Philippsruhe bei Hanau. Zahlreiche andere Anlagen geben gleichfalls rühmendes Zeugnis von seinem ausgebildeten gartenkünstlerischen Können. Im Jahre 1880 als Inspektor der städtischen Anlagen nach Würzburg berufen, trat Lindahl mit Begeisterung und gewaltiger Schaffensfreudigkeit an die ihm zuteil gewordene Arbeit der Umgestaltung der früheren Festungswerke und der Glacisanlagen zu wirklichen Gartenanlagen. Wohlwollend unterstützt durch den zu früh verstorbenen Bürgermeister Dr. v. Zürn, war es ihm leider nur zu wenige glückliche Jahre hindurch vergönnt, sein so bewundernswert ausgebildetes künstlerisches Geschick zu entfalten. Die Entwürfe für die Anlagen wurden

u. a. auch auf der internationalen Gartenbauausstellung in Petersburg mit dem höchsten Preise, der goldenen Medaille, gekrönt. Lindahl hat sein Wort, der Stadt Würzburg, seiner neuen Heimat, seine Dienste zu weihen, gehalten bis zum Tode, obwohl mehr als eine Gemeinde, insbesondere die Gartenstadt Erfurt, ihn mit den verlockendsten Anbietungen von hier fortzuziehen suchte. "Ich gehe nicht, bis ich das Werk, zu dem ich berufen worden, vollendet habe!" Damit wies er alle Versuchungen ab. In überraschend kurzer Zeit hatte er mit genialer Hand und mit weitaussehendem Blicke und Unterstützung vortrefflicher Mitarbeiter die Pläne ausgearbeitet, nach denen er dieses Werk, die Aufgabe seines Lebens, den Ausbau und die Umgestaltung unserer Glacisanlagen in neuer, den Forderungen der Neuzeit genügender Form durchzuführen gedachte. Rasch, wie der Plan gewachsen, ging Lindahl an das Vollbringen. Er hat nicht bloß Bäume und Sträucher gesetzt, um Schatten zu geben oder einen Hintergrund zu bilden, sondern er schuf wahre Landschaftsbilder von unvergleichlicher Schönheit. Er war alles: Gärtner, Ingenieur, Zeichner, Maler, kurz ein genialer Künstler. Leider hat man den Meister in Würzburg nicht verstanden. Weil er, um seine Pläne ausführen zu können, Geld brauchte, setzte gegen Lindahl (und sogar gegen seine Mitarbeiter) die schmachvollste Verunglimpfung ein. Sein lauterer, offener und ehrlicher Charakter wurde fortgesetzt mit den verwerflichsten Mitteln verdächtigt. Seine Gegner schrieen: Der Schwede sei ins Land gefallen und Hause und verwüste wie in den Tagen des 30jährigen Krieges. So kam es, daß sein harmlos heiteres Gemüt verdunkelt, seine Schaffenslust lahm gelegt und er -der verächtlichen Hetze erliegend -in den Tod getrieben wurde. Lindahl griff zum Revolver. Am 22. November 1887 erschoß er sich inmitten der Anlagen, welche sein genialer Künstlersinn geschaffen. Heute spricht man über Lindahl anders als ehedem. Man dankt dem "Schweden", und alle schauen voll stolzer Genugtuung auf das einzig schöne Bild ringsum, das uns gar viele Städte neiden, das Lebenswerk, die geniale "Dichtung" Lindahls. Vierzehn Jahre nach dem Hinscheiden Lindahls -am 14. Juli 1901 -wurde dem Unvergeßlichen in der Nähe des Ortes, an dem er sein Leben aushauchte (südwestlich vom Universitätsgebäude) von seinen Freunden und der Stadtverwaltung unter lebhafter Teilnahme ein Denkmal gesetzt. Dasselbe besteht in einer in den Brunnen eingelassenen Bronzetafel mit Reliefbild. Das darunter befindliche Reliefband trägt die Inschrift:

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