Vorschau

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Burkarduskloster zur Ausstattung zugewiesen wurde. Zur Zeit der Markungsaufnahme der Stadt Würzburg unter dem Frankenkönig Karl dem Großen, im Jahre 779, war Heidingsfeld schon ein bedeutender Ort. Im

9. Jahrhundert kam Heidingsfeld als Lehen der Abtei Fulda an die Grafen von Rothenburg o. d. T., nach deren Aussterben an eine Nebenlinie der Hohenstaufen, die als Herzoge von Rothenburg bis zum Jahre 1167 bestand. Ihr nächster Erbe war Kaiser Friedrich Barbarossa, von dem es einen eigenen Statthalter bekam. Es blieb im Besitz der Hohenstaufen bis zu dessen letzten Sprossen, dem unglücklichen Konradin, der auf dem Markte zu Neapel im Jahre 1268 die Krone mitsamt dem Kopf verlor. In die Staufenzeit fällt die Erbauung von Langschiff, Querschiff und Turm der Pfarrkirche. Auch die noch im Unterbau in ursprünglichem Zustand erhalten gebliebenen zwei Torhäuser der ältesten Heidingsfelder Befestigung, die sich wie in manchen anderen alten fränkischen Gemeinden auf den auf einer Erhöhung liegenden Kirchhof beschränkte, stammen aus jener Zeit. Nach Konradins Tod fiel Heidingsfeld wieder an das Reich zurück, dessen sogenannte "Mehrer" es in Geldnöten des öfteren an das Hochstift Würzburg und dazwischen auch einmal (1303) an die Hohenlohe verpfändeten, bis der römisch-deutsche Kaiser Karl IV., der mehr für sein böhmisches Stammland als für das Deutsche Reich besorgt war, es 1367 an das letztere brachte. Der neue Besitzer verlieh Heidingsfeld, als er selbst dort weilte, Stadt-und Marktgerechtsame. Alsbald machten sich die Bürger daran, ihre Stadt mit Graben, Mauern und Türmen zu umgeben, die heute noch der Stadt ein malerisches Aussehen geben. Von den früheren drei Stadttoren ist nur noch ein Teil des Nikolaustores erhalten, über dessen Bogen als Wahrzeichen der böhmischen Herrschaft der zweigeschwänzelte böhmische Löwe und der Reichsadler im Wappen prangen. Nach Kaiser Karl

IV. Tod im Jahre 1378 erbte sein ältester Sohn Wenzel mit den böhmischen Kronländern auch die Stadt Heidingsfeld und wurde für den von gewissenlosen Kurfürsten auch zum deutschen Kaiser gekürten liederlichen Schlemmer ein dankbares Pfandobjekt. Im Jahre 1382 kam sie auf diese Weise an das Würzburger Hochstift. Aus dieser Zeit stammt der mächtige Giebelbau neben der Apotheke, die sogenannte "Kem-nate", mit dem Familienwappen des Fürstbischofs Gerhard von Schwarzburg, ein gekrönter steigender Löwe, an der Giebelspitze, zweifellos ein Würzburger Stiftshof, den im Jahre 1398 der genannte Bischof dem Verlach Wegmann zum Lehen gab. Aber auch nach Wenzels Tod (l400) kam die böhmische Besitzung Heidingsfeld in aller möglichen Herren Hände. Im Jahre 1411 kam sie an die Burggrafen von Nürnberg, von denen es die Herren von Thüngen wieder loskauften. Im Jahre 1408 begann der Bau des gotischen Chors an der Pfarrkirche, wie eine Inschrift an einem Strebepfeiler ausweist. Von den Herren von Thüngen kam Heidingsfeld wieder an Würzburg, dann an die Reichsstadt Nürnberg (1431-1488), von dieser an die Herren von Gutenstein (1488-1500 bezw. 1507) und zuletzt im Jahre 1508 bezw. 1521 wieder an das Hochstift, wo es verblieb, nachdem im Jahre 1628 die Krone Böhmens auf ihr Einlösungsrecht verzichtet hatte. 1802 kam H. an Bayern, 1806 an den Großherzog von

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