Vorschau

178 Heinestraße.

2. (Hauger-)Bezirk. Zieht von der Hauger Pfarrkirche bis zur Semmelstraße. Früher Strohgasse. Hier lagen die Speicher des Stiftes Haug, allwo die Zehnten (Stroh usw.) abgeliefert werden mußten. Johann Georg Heine war am 23. April 1770 als Sohn einer in einfachen Verhältnissen lebenden Familie in dem württembergischen Schwarzwalddorf Lauterbach geboren. Er erlernte die chirurgische Instrumentenmacherkunst. Durch unermüdliches Studium und eifriges Streben nach vorwärts erwarb sich Heine auf dem Gebiete der orthopädischen Heilkunst große Verdienste dadurch, daß er Maschinen und Apparate der mannigfachsten Art, welche geeignet waren, Verunstaltungen des Körpers zur Regelmäßigkeit zurückzuführen, erfand. 1798 kam Heine auf Veranlassung des Chirurgieprofessors Karl v. Siebold nach Würzburg, um hier -Heinestraße 8 -eine Werkstatt zu errichten. Als 1802 die kurpfalzbayerische Regierung die Herrschaft in Würzburg antrat, wurde H. zum Universitätsinstrumentenmacher ernannt. Der Ruf Heines stieg von Jahr zu Jahr, er wurde zu chirurgischen Operationen zugezogen, wiederholt erfolgte seine Berufung zu Konsultationen nach auswärts usw. 1816 gründete H. eine orthopädische Heilanstalt in dem ehemaligen Stephanskloster, dem jetzigen Regierungsgebäude, deren Ruhm sich bald über ganz Europa verbreitete. Die Regierung gewährte H. große Unterstützung, 1822 wurde ihm erlaubt, seiner Heilanstalt den Namen

seiner Gönnerin, der Königin Carolina von Bayern, beizulegen. Die Anstalt hieß fortan Carolineninstitut. Auch an anderen Auszeichnungen fehlte es

H. nicht. Er erhielt Doktordiplome, Titel (u. a. den eines Professors der Orthopädie), unzählige Orden. Plötzlich -1829 -verließ H. seinen hiesigen glänzenden Standpunkt. Er verzog nach Scheveningen und errichtete dort ein Institut. Aber die launige Glücksgöttin folgte H. nicht nach Holland nach. In kurzer Zeit war sein dortiges großangelegtes Unternehmen wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. Dazu kam ein schwerer Schlag. Die bayerische Regierung entzog ihm das Recht, in Würzburg ferner die Orthopädie auszuüben. H. wurde schwer leidend und starb am 7. September 1838 im Haag. Dem großen Wohltäter der Menschheit wurde im hiesigen Friedhof ein herrliches Denkmal gesetzt, das ihn bei Fertigung seiner Arbeiten darstellt.

Hs.-Nr. 1. Ehemaliges städtisches Baumagazin hinter der Hauger Kirche.

Hs.-Nr. 4. In diesem Hause befand sich bis zum Tode ihres Begründers des Herrn Universitätsprofessors Dr. Ferdinand Riedinger eine chirurgische Klinik, welche als die erste Privatklinik in Würzburg ins Leben gerufen wurde. Im Mai 1883 wurde sie in einem Seitenbau des Hotels "Württemberger Hof" (Marktplatz Hs.Nr. 11) eingerichtet, von wo sie im Jahre 1895 in die Heinestraße Nr. 4 übersiedelte. Professor Dr. Riedinger starb im März 1918.

Hs.-Nr. 5. Hof Großburkstatt. Ehemaliger Kanonikatshof des Stiftes Haug. Mit der Jahreszahl 1716. Hs.-Nr. 7. Hof Kleinburkstatt. Ehemaliger Kanonikatshof des Stiftes Haug. Mit der Jahreszahl 1721. Über den Toren des Hauses

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