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Der im Juliusspital stehende Zierbrunnen stammt aus der Übergangszeit von der Barockperiode zum Rokoko. Wie das symbolisierende Mittelbild dieser reizenden Brunnengruppe, ein steigender "Greif", kundgibt, ist der Brunnen unter der Regierung des Fürstbischofs Johann Philipp von Greifenklau (1699-1719) errichtet; seine Herstellung steht ganz offenbar im Zusammenhang mit der Errichtung des "Fürsten-oder Greifenklaubaues" des Juliusspitals, sowie des Pavillons. Außer dem schon erwähnten Wappenbilde des Fürstbischofs, einem steigenden Greifen, aus dessen Schnabel eine Fontäne springt, zeigt der Brunnen noch vier allegorische Gestalten, welche die das Frankenland durchfließenden Flüsse "Main, Saale, Sinn und Tauber" versinnbildlichen sollen. Wer der Bildhauer dieser Brunnengruppe war, ist unbekannt; der Art und Arbeit nach könnte es der aus Altbayern stammende, im Jahre 1704 hier als Bürger aufgenommene Bildhauer Balthasar Esterbauer gewesen sein.

Kärnorgasse.

4. (Neumünster-)Bezirk. Führt parallel der Karmelitenstraße vom GastHaus zum Anker bis zur Fleischbank. Hier wohnten und wohnen heute noch zahlreiche Kärnerfamilien. Der Name Kärner stammt von Karren, das sind die zweiräderigen, mit einem Pferde bespannten Fuhrwerke, mit denen hier vom Holzmarkt am Mainkai das Holz zu den Bestellern gefahren wird. Hs.-Nr. 25. Haus an der Holzpforte zum roten Tor. Hs.-Nr. 31. Haus zum kleinen Christophel am roten Tor. Hs.-Nr. 37. Haus auf dem Schlüpf zum Hollerstock, zum Hof Hollerstock oder Holderstock in der Karmelitenstraße gehörig. Hs.-Nr. 39. Haus zum Seidenbeutel.

Hs.-Nr. 41. Haus zum Überschupf (auch Unterschlüpf).

Hs.-Nr. 49. Zum Gatter, früher zum grünen Gateren.

Kaiserplatz.

2. (Hauger-)Bezirk. Am Hauptbahnhof gelegen. Deutsche Kaiser gab es wieder seit dem 18. Januar 1871, an welchem Tage in Versailles die Wiederherstellung des Deutschen Reiches und damit die Schaffung der Kaiserwürde geschah, bis zum 8. November 1918, der den Deutschen die Revolution und damit die Republik brachte. Dem Kaiser stand das Präsidium des Bundes zu, welcher die Bezeichnung Deutsches Reich führt. Die Kaiserwürde war mit der Krone Preußens erblich verbunden. Träger der Regierungsgewalt waren die verbündeten Regierungen. Oberster Kriegsherr

war der Kaiser, dem auch die im Namen des Reichs und der verbündeten Regierungen auszuübende Vollzugsgewalt zustand.

Kaiserstraße.

West: 1. (Pleicher-), Ost: 2. (Hauger-)Bezirk. Führt von der Theaterstraße bis zum Kaiserplatz.

Näheres über Kaiser siehe Kaiserplatz. Die Kaiserstraße wurde nach 1870 angelegt. Der Durchbruch des Walles zum neuen Bahnhof geschah im Jahre 1874. Im Jahre 1913 wurde die Kaiserstraße aus Stampfasphalt hergestellt.

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