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Hs.-Nr. 12. In diesem Hause befindet sich die im Jahre 1907 ins Leben getretene medizinische Ohrenpoliklinik.

Kantstraße.

8. (Sanderau-)Bezirk. Zieht jenseits der Bahnlinie längs derselben von der Siebold-bis zur Randersackereistraße. Früher Philosophenweg. Immanuel Kant, geboren 22. April 1724 zu Königsberg als Sohn eines Sattlermeisters, gestorben daselbst 12. Februar 1804, kam mit 16 Jahren an die Universität seiner Vaterstadt und studierte Mathematik, Physik und Philosophie. Er wurde Doktor, dann Privatdozent und 1770 ordentlicher Professor in Königsberg. Die Liebe zu seiner Vaterstadt waren für ihn Veranlassung, ehrenvolle Rufe abzulehnen. Die von ihm verfaßten Werke sind

sehr zahlreich, eines seiner bekanntesten Hauptwerke ist: "Die Kritik der reinen Vernunft". Ein Standbild des großen Philosophen steht in Königsberg.

Kapuzinerstraße.

2. (Hauger-Bezirk. Führt vom Residenzplatz nach dem Rennwegerring.

Der vordere Teil der Straße bis zur heutigen Wolframstraße hatte den Namen Kapuzinerstraße, der Hintere Teil Karthäusergasse, die Hufbeschlaglehranstalt gehörte zur Wallssasse.

Der Kapuzinerorden wurde vom Fürstbischof Julius nach Würzburg berufen. Er ließ ihm 1616 im sogenannten Neudorf auf von ihm erworbenen Grund und Boden ein Kloster bauen. Unter dem Nachfolger Julius', dem Bischof Johann Gottfried von Aschhausen, wurde Kloster und Kirche am 8. Oktober 1617 durch den damals hier weilenden päpstlichen Nuntius zu Ehren des hl. Kilian und Franziskus eingeweiht. Das Kloster erhielt sich bis zur Säkularisation, bei der es aufgehoben, das Anwesen in 6 Teile zerstückelt und an Private verkauft wurde. Die Kirche dient heute der Firma A. und L. Geys als Mälzerei.

Die Karthäuser ließ 1348 Bischof Albert v. Hohenlohe (1345-1372) nach Würzburg kommen. Die Brüder Ritter Rüdiger und Wolfram, genannt Teufel, schenkten dem Orden zur Erbauung des Klosters ihren am Eichelsee außerhalb der Stadtmauern gelegenen großen "Teufelsgarten" (Krautgärten, Weinberge). Auch die Familie von Stern (Stere, Stör) beteiligte sich an der Ausstattung des Klosters, das von den Mönchen, um bösen Zungen jedweden Anlaß zum Vorwurf abzuschneiden, Karthause zum Engelgarten benannt wurde. Der Klosterbau samt Kirche war im Jahre 1352 fertig. Die Karthause hatte zahlreiche Wohltäter, infolgedessen dehnte sich ihr Besitz immer mehr aus. Um sich einen ungefähren Begriff von dem Umfange desselben zu machen, sei bemerkt, daß die Häuser Theaterstraße 23, Kapuzinerstraße 21, 23, 25, 27, 29

u. 31 und Karthause 1, 3, 5, 7 u. 9, dann ein Teil der Häuser der Ludwigstraße und jene der Wolframstraße auf ehemaligem Kalthäuser Territorium stehen bezw. Reste des alten Klosters sind. Durch die Kriege und die inneren Unruhen war das Kloster schweren Prüfungen unterworfen. Während der Regierung des Bischofs Gerhard v. Schwarzburg (1372-1400) überfie

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