Vorschau

218

markt (heute Domstraße). Das Haus ist nicht zu bestimmen. Zum Gottesdienst wurde ihnen die Nikolauskapelle überwiesen. Sie stand auf einem Schwibbogen, durch den der Hof Sunneberg oder zum hl. Nikolaus mit dem gegenüberliegenden Hofe (später ein Teil des Klostergebäudes) verbunden war und der den Durchgang zum Judenmarkt bildete. Am 15. Okt. 1230 erhielten sie vom Domherrn Friedrich von Hohenburg die Kapelle mit samt einem Hofe, den die Ordensleute im Jahre 1320 weiter verkauften, zum Geschenk. Zugleich ließen sich die Frauenbrüder oder Brüder der hl. Jungfrau Maria -wie sich die Karmeliten von 1245 ab nannten -mit Genehmigung des Bischofs bei der Nikolauskapelle nieder. Der Orden wurde durch größere Almosen und Guttaten rasch reich und er kaufte zu seinem Besitz ein Anwesen nach dem andern. Fast jeder Hof hatte seine eigene Kapelle. Das Kloster samt Kirche wurde im Jahre 1468 eingeweiht. Das durch die Dauer zweier Jahrhunderte baufällig gewordene Kloster ließ im Jahre 1616 Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617) von Grund aus restaurieren. In den folgenden Jahren wurden die Gebäude durch Ankäufe erweitert. Die obengenannte Nikolauskapelle hing mit dem Rückermaingebäude zusammen. Als im Jahre 1674 an der Seite des letzteren Hofes eine Türe in die Kapelle gesetzt worden war, begann das Kloster einen Rechtsstreit gegen das Stift St. Burkard, als dem Eigentümer des Rückermains, weil es sich sagen mußte, daß sein alleiniges Eigentumsrecht verletzt worden sei. Der Streit hatte nur kurze Dauer, der Bischof Johann Hartmann von Rosenbach (1673-1675) machte ihm dadurch ein Ende, daß er das Streitobjekt, die Kapelle, einfach abtragen ließ. In den Jahren 1719-1724 wurde der ganze Bau, so wie er zum Teil heute noch steht (Karmelitenstraße 12, 14 und 16), von Grund aus neu erbaut. Die Kirche stand im heutigen Polizeihof und auf der Stätte der heutigen Straße. Zwischen der Kirche und dem gegenüberliegenden Anwesen war nur ein Zwischenraum von etwas über einem Meter.

Nach der Säkularisation wurde das Gebäude vom bayer. 2. Husarenregiment als Kaserne benützt. Im Jahre 1822 ging der ganze Komplex in das Eigentum der Stadt über. Der Stadtmagistrat ließ 1824 die ehemalige Klosterkirche niederreißen, wodurch Licht und Raum gewonnen wurde.

Der Fischerbrunnen auf dem Fischmarkt mit seiner reizenden Bildergruppe stammt von dem Bildhauer Michael Daniel Köhler, der um die Mitte des

18. Jahrhunderts hier wirkte; er starb im Jahre 1778. Die Dekoration des großen Brunnensockels (Löwenköpfe, Muschelwerk und sonstige Ornamente) weist noch auf die Zeit des Hochbarocks, des eigentlichen Rokoko, hin; die Löwenköpfe lassen vielleicht darauf schließen, daß der Brunnen noch unter der Regierung des Bischofs Friedrich Karl v. Schönborn (1729-1746) errichtet wurde, da der Wappenlöwe der Schönborn-Familie damals gern als plastisches Symbol benützt wurde. Ganz allerliebst wirken die beiden Fischer-knaben-Figuren auf dem Brunnen, eine Gruppe, die an Anmut und Zierlichkeit Wohl an die berühmten Figuren von Johann Peter Wagner im Hofgarten heranreichen. Namentlich wenn zu den Stunden des Fischmarktes das Plätzchen recht belebt ist, kommt die malerische Aus

Virtuelle Bibliothek Würzburg

Virtuelle Bibliothek  > 30/NZ 97959 M533(2) - Würzburgs Straßen und Bauten - ein Beitrag zur Heimatkun...  > Seite 218