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rischen Verein ein Denkmal errichtet, welches die in der erwähnten alten Chronik enthaltene lateinische Inschrift enthält und dann weiter den Spruch des König Ludwig I.: "Das Leben erzog ihn, aus dem Leben sang er, nicht Minne, nur Vaterlandsliebe beseelte meistens seine Lieder, teutscher war kein Sänger!"

Hs.-Nr. 6 und Martinstraße 1/2 und 1/4. Hier stand das ehemalige Kapitelhaus und die Kellerei des von Bischof Adalbero im Jahre 1057 eingerichteten Stiftes Neumünster, das bei seiner Auflösung bei Beginn des

19. Jahrhunderts außer einem Probste und Dechanten 15 Kapitulare, 10 Domizillare und 9 Vikare zählte. Außerdem waren auch fast die sämtlichen Häuser in der Martinstraße zum Neumünsterstift gehörige Kanonikatshäuser. Bei der Säkularisation gingen die zum Stift gehörigen Profanbauten in Privatbesitz über. Das Haus neben der Kirche gehörte später dem Kaufmann Salomon Rosenthal, der das anstoßende Gasthaus zu den 3 Mohren, in Würzburg besser unter dem Namen der Rappertswirtschaft bekannt, kaufte. Beim Abbrechen des Rappertshauses wurde die gewölbte Holzdecke des Kapitelsaales für das Bayerische Nationalmuseum erworben. Der Kapitelsaal diente als Universitätsfechtboden und hatte seinen Eingang im Hof. Hier stand das ehemalige Kapitelhaus und die Kellerei des genannten Wirtshauses. Durch eine schmale Türe gelangte man auf verschiedene Treppen und Treppchen und von da in den Saal, einen mächtigen, etwa 10 Meter hohen Raum, dessen Wände roh mit Kalk beworfen waren und den eine auf kolossalen Balken ruhende flache Holzdecke überspannte; sein geringes Licht erhielt der Saal durch einige über der zugemauerten Kreuzganghalle sich befunden habende Fenster ohne alle architektonische Zier; an der nördlichen Wand desselben gelangte man über einige Stufen durch eine Flügeltüre in die "Kapitelstube", bekannt durch die Sitzungen, die der Bauernrat im Jahre 1525 darinnen abhielt. Dieser Raum, der ebenfalls zu Fechtübungen diente, war an der Nordseite des Kapitelhauses im spätgotischen Fachwerkbau angefügt, von einem hohen Giebeldach überdeckt und hatte eine schöne gewölbte Holzdecke. Das ganze Anwesen wurde im Jahre 1883 von dem Kaufmann Luitpold Rosenthal erworben und niedergerissen. An seiner Stelle erstand das mächtige Kaufhaus mit Wiener Café. Im Jahre 1902 erwarb das Besitztum Herr Kommerzienrat Philipp Seißer. Nach durchgreifenden baulichen Änderungen wurde das Kaufhaus M. PH. Seißer hierher verlegt. Dieses wurde im Jahre 1773 in einem Laden an der Marienkapelle etabliert, 1851 fand die Verlegung in das Geschäftshaus Marktplatz 6 und 8 statt, wo sich auch die starke Entwicklung des Geschäftes vollzog, welche zur Geschäftsverlegung am 22. Februar 1904 nach Kürschnerhof 6 führte. Im Jahre 1911 erfolgte die Vergrößerung des Unternehmens durch Ankauf des Hauses Kürschnerhof 4. Im Jahre 1913 ließ das Kaufhaus Seißer den an Martinstraße 4 (siehe diese) anstoßenden Teil des Neumünsterschen Kanonikatshofes Katzbach niederreißen und im modernsten Stil einen Neubau errichten. Während das Eckhaus Kürschnerhof-Martinstraße im Renaissancestil gehalten ist, stellt der Neubau nach der Martinstraße sowohl im Stil wie in der Ausführung in Eisenbeton in allen Teilen die neuzeitlichste Bauweise dar.

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