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Mühe erforderte, so entstand die Sage, daß dieser Weg von den Riesen -Menschenfressern -, welche Benennung ja aus den Märchen bekannt ist, angelegt worden sei. Deshalb hat die Sage solchem Wege auch den Namen Leutfresserweg beigelegt. Diese Benennung soll auch anderwärts vorkommen." -Die dritte Deutung lautet: "Wer hier die großen Torbogen alter Häuser aufmerksam betrachtet, wird manchmal finden, daß deren Schlußsteine zu Fratzenköpfen mit weit aufgerissenen Mäulern ausgemeißelt sind (z. B. am Zandthof). Diese nannte man Leutfresser, wohl symbolisch deshalb, weil sie täglich gar viele Leute, die eintreten, "verschluckten". Wenn nun im fraglichen Hohlweg Steinbrüche waren, so ist es nicht ausgeschlossen, daß dort auch Steinmetze ihre Werkstätten hatten, in denen sie diese Schlußsteine, die Leutfresser, hergestellt haben, die dann von dort aus den Weg in die Stadt nahmen. Vielleicht ist auf diese Weise der Name des Weges entstanden." -Von anderer Seite wird dazu bemerkt: "Ursprünglich war die Straße eine tiefeingeschnittene Felsenschlucht (mittelhochdeutsch "Maas" oder "Maser", wonach die dortige Feldlage "Maas" und jetzt der oberhalb am Nikolausberg gelegene "MaasWeg" benannt ist). Der Name Leutfresser ist von einer weiter westlich liegenden Feldlage entlehnt, hat aber weder mit sagenhaften Unholden noch mit angeblichen zahlreichen Unglücken in den dortigen Steinbrüchen etwas zu tun. Vielmehr ist der Name Leutfresser eine sprachliche Verderbung des Namens eines früheren Besitzers der Feldlage namens Leutfried (mittelhochdeutsch "Liutfred")." -Nicht unwahrscheinlich ist die Deutung, welche Professor Dr. J. Stuhl über den Namen Leutfresser gibt: Leutfresser leitet sich her von Leutfraß. Fraß in Urkunden auch: Fratz in der gereimten Formel: Atz und Fratz! bedeutet das Weiderecht, die Gemeindetrift. Den Begriff: Gemeinde, Volk drückt das Bestimmungswort: Leut in Leutfresser aus. Leut, das in der Einzahl ursprünglich die Glieder eines Volkes bezeichnete, findet sich in diesem Sinne: Gemeinde, Volk noch in vielen alten Zusammensetzungen wie: Leutsterben, Leutschwende (Volks-schwende), Leutweg (Dietweg, öffentlicher Weg), Leutpriester, Leutkirch (Stadt in Schwaben). Der Leutfresserweg führte zum Leutfraß, der Würzburger Volk-oder Gemeindeweide. Als solche diente vor Alters der Nikolaus-oder wie er früher hieß, der Gleßberg. Das Wort Fratz gebrauchen wir noch heute, nur in anderem Sinne als Schelte -oder unter Umständen im Scherze auch als Kosename. Es hat dieselbe Bedeutungsgeschichte wie Aas, Schindaas (vgl. die mundartliche Form: Schinnoos, Schinnäsche). Fratz, Fraß ist natürlich von Atz, Aas, eig. Speise (von essen wie Fraß von fressen -veressen) abgeleitet. -Auf Antrag der Anwohner änderte der Stadtrat am 17. März 1919 den Namen Leutfresserweg in Leutfriedstraße um.

Lindleinstraße.

3. (Grombühl-)Bezirk. Zieht von der Rimparerstraße ostwärts. Lindlein heißt die dortige Markungslage; der Name stammt von den hier gestandenen zahlreichen Lindenbäumen.

Hs.-Nr. 7. Evangelische Kinderbewahranstalt und evangelische Kinder-und Krankenpflege. Der Evangelische Verein für Grombühl,

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