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leutseliger Mann. Als am 12. Dez. 1912 der greise Prinzregent Luitpold die Augen für immer schloß, übernahm sein Sohn Ludwig die Regierung. Angesichts der Unheilbarkeit der Geisteskrankheit seines Vetters, des rechtmäßigen Königs Otto, entschloß er sich nach vorausgegangener Verfassungsänderung, durch Proklamation vom 5. Nov. 1913 die Regentschaft zu beenden und die Königswürde anzunehmen. Am 20. Febr. 1918 war es Ludwig III. vergönnt, mit seiner Gemahlin das Jubiläum der Goldenen Hochzeit zu begehen. Bei Ausbruch der Revolution am 8. Nov. 1918 mußte der König, den seine Umgebung über den Ernst der Lage im Unklaren gelassen hatte, ganz Plötzlich mit seiner Familie aus der Residenzstadt flüchten. Er begab sich zunächst nach Schloß Wildenwarth bei Prien. Dort starb am 2. Febr. 1919 Königin Theresia, der das Schicksal ihrer Familie sehr zu Heizen gegangen war. Nach der Ermordung Eisners am 21. Febr. fühlte sich der König in Bayern nicht mehr sicher und floh über Kufstein ins Ötztal. Später nahm er in Zizers (im schweizerischen Kanton Graubünden) und im Oktober 1919 im Palasthotel in Locarno Aufenthalt, wo er am 7. Januar 1920 seinen 75. Geburtstag beging. Seit Frühjahr 1920 lebt der greise Herr in Wildenwarth am Chiemsee.

Die erste Strecke des Ludwigskais -Ludwigbrücke-Sonnenstraße -wurde 1903, der zweite Teil -bis zur Frühlingstraße -1907 dem Verkehr übergeben. Nach dem einstigen Ausbau wird sich das Kai bis zur Heidingsfelderbrücke erstrecken.

Ludwigstraße.

2. (Hauger-)Bezirk. Führt von der Theater-zur Schweinfurterstraße. Ludwig II., Otto Friedrich Wilhelm, der kunstsinnige, unglückliche Bayernkönig, war geboren am 25. August 1845 zu München als Sohn des Kronprinzen und späteren Königs Maximilian II. Josef. Er regierte vom 10. März 1864 bis zum 10. Juni 1886, an welchem Tage er wegen Geisteskrankheit entmündigt wurde. Am 13. Juni 1886 ertrank der König im Starnbergersee, mit ihm sein Begleiter, der Irrenarzt Dr. Gudden. Die Ludwigstraße, eine der schönsten Straßen, entstand im Jahre 1868 nach der Verlegung des Bahnhofes an seinen heutigen Platz. Der alte Bahnhof wurde 1854 eröffnet, er diente seinem Zweck zirka 12 Jahre und ging dann samt allen Gebäulichkeiten, welche sich entlang der heutigen Ludwigstraße erstreckten, und dem übrigen Areal um 380 000 Gulden in den Besitz der Stadt über, welche dann die Straße anlegte und die Bauplätze an die damals gegründete Aktiengesellschaft für Häuserbau und an andere Private verkaufte. Diese mußten die Häuser (um 1870) nach einem einheitlichen Plan erstehen lassen. Der alte Bahnhof selbst (mit Ausnahme der Halle -Ludwigshalle -) war lange Jahre zum Teil an den vor einigen Jahren aufgelösten Bürgerverein, zum Teil an einen Restaurationsbetrieb verpachtet. Seit einigen Jahren werden die Räume an Geschäfte vermietet. Im oberen Stock

sind seit 1877 Schulzimmer eingerichtet. Die Ludwigshalle wird bei größeren Festlichkeiten, bei Ausstellungen usw. verwendet.

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