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verbrannten so sich selbst samt ihrer Habe. Dieses grauenvolle Ereignis trug sich am Dienstag nach dem weißen Sonntag des Jahres 1348 zu. Nach anderer Meinung wurden die Häuser von den sie belagernden Würzburgern angezündet. Der Ort, wo die niedergebrannten Wohnungen der Juden gestanden, wurde nicht mehr mit Häusern bebaut. Im Jahre 1434 wurde befohlen, daß der Judenmarkt geräumt, einige Häuser noch abgebrochen und die Plätze hiefüro unbebaut belassen weiden sollen. Die Wiedervergebung sollte dem Stadtrat zustehen.

Der Judenmarkt scheint sich nicht immer in einem Zustande befunden zu haben, welcher der Stadt zur Zierde gereicht hätte. Namentlich der im östlichen Teil liegende sumpfige "Nigolsee" mit seinen unreinlichen Zuflüssen und mangelhaften Abflüssen verschandelte die ganze Gegend samt dem Markt, der übrigens auch ohne die Kloake ein ekles Bild von Unreinlichkeit geboten hat. Überall waren Pfützen, außerdem war der Platz eine Ablagerungsstätte für Schutt und Mist aus den umliegenden Stadtteilen. 1449 ging man an die Säuberung. Man brauchte mehrere Wochen, um den Platz in Stand zu setzen. Aber noch im Jahre 1479, als man den Platz für ein Turnier eben machte, hatten acht Taglöhner mehrere Wochen lang damit zu tun. Der "alte Totengräber" mußte vorher "den toln" (Dohl) fegen, "vf das man das Wasser vom Platz mocht geweysenn", und viele Hundert Fuhren Stein und Sand mußten beigeführt werden, bis der Zimmermeister Endres mit seinen Knechten den Stand aufrichten konnte. Im Laufe der Zeit wurde der Verkauf von Lebensmitteln, besonders von Erzeugnissen des Gartens-und Feldbaues, auf diesen Platz verlegt, und letzterer erhielt den Namen Bauernmarkt oder grüner Markt, welch letzteren Namen er noch heute im Volksmunde führt.

Auf dem Platze wurden 1479 und 1484 zwei große Turniere abgehalten. Dem ersteren wohnten Repräsentanten von 180 Adelsgeschlechtern, darunter 67 aus Franken, 46 aus Schwaben, 43 aus Bayern und 24 vom Rheine bei, mit 4073 Pferden, für welche sich damals in der Stadt Stallungen genug fanden und deren viele noch leer standen, wie die Chronik erzählt. Unter den Teilnehmern aus Franken befand sich die Mehrzahl der Mitglieder der Ritterorden vom Bären, vom Einhorn und von der Fürspange. Das Turnier begann am Sonntage nach Dreikönig und endigte am Donnerstag darauf. Achtunddreißig Personen wurden zu den Schranken nicht zugelassen, weil ihre Eltern in 50 Jahren kein Turnier besucht hatten. Das Turnier am St. Kiliansfeste 1484 war von den jungen DomHerren ausgeschrieben worden und schloß mit einem festlichen Tanze im Saale des Grafeneckard, wozu der Propst zu St. Burkard den Wein gespendet hatte.

Am 14. Oktober 1631 war der Bauernmarkt angefüllt mit dem schweren Geschütz und der Wagenburg der schwedischen Armee. Auf dem Markt und auf anderen Plätzen und in den Straßen überließen sich am 21. Juli 1633 anläßlich des Sieges der Schweden über die Kaiserlichen in Hameln (Niedersachsen) die schwedischen Soldaten den lärmendsten Lustbarkeiten, Tanz und Schwelgerei. Am andern Tag

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