Vorschau

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Prinzregent Luitpold, zur Erinnerung an dessen 80. Geburtstag am 12. März 1901, an welchem Tage die städtischen Kollegien eine Summe von 50 000 Mk. als Grundstock zur Errichtung eines Museums stifteten, ist ein hervorragendes Provinzialmuseum und bietet ein vorzügliches Bild der kunst-und kulturgeschichtlichen Denkmale Frankens. Die zahlreichen Räume sind größtenteils mit prächtigen alten Stuckdecken ausgestattet, die einen Überblick über die Entwicklung dieser in Unterfranken besonders gepflegten Dekoration vom Ende des 16. bis zum Ende 3es 18. Jahrhunderts gestatten. Das Erdgeschoß enthält eine Trachtensammlung, Arbeiten in Eisen, Denkmale des Zunftwesens, eine große Waffensammlung, Denkmale der kirchlichen Kunst des 18. Jahrhunderts, eine Sammlung israelitischer Kultgegenstände, die sich um die köstliche, reich ausgemalte, aus Kirchheim in Unterfranken ins Museum übertragene Synagoge vom Jahre 1699 gruppieren, und das Weinmuseum. Der erste Stock umfaßt eine Reihe von Sälen für die kirchliche Kunst des Mittelalters, viele romanische Bauteile aus Würzburg und Unterflanken, darunter den Taufstein vom Benediktinerkloster Neustadt a. M. vor 1200, ferner zahlreiche Werke Tilman Riemenschneiders, seiner Werkstatt und Schule, unter ihnen die beiden Portalfiguren der Marienkapelle, Adam und Eva vom Jahre 1493, die berühmte Doppelmadonna und einen vom Meister für den Rat der Stadt Würzburg gefertigten Prunktisch aus Solnhofer Stein und Eichenholz; ein gotisches Zimmer aus dem Würzburger Rathaus, vier Säle mit Stuckdecken aus dem abgebrochenen Sandhof von 1596, 1614 und um 1700, mit Arbeiten der Goldschmiedekunst, Prachtmöbeln, Kleinkunst und einer Sammlung von hauptsächlich fränkischem Zinn. Eine reichhaltige keramische Sammlung, Steinzeug, Ofenkacheln und besonders fränkische und süddeutsche Fayencen, endlich zahlreiche Gruppen und Figuren der Steingutmanufaktur Damm nach alten Höchster Modellen umfassend. Ein Raum ist den Würzburger Münzen, Medaillen und Siegelstempeln, ein anderer den Originalmodellen und Kleinkunstarbeiten Johann Peter Wagners gewidmet. Die Stilperioden des 18. Jahrhunderts werden repräsentiert durch einen Stucksaal aus dem ehemaligen Huttenpalais um 1725, der die reichhaltige Glassammlung und einige Prachtmöbel der Zeit enthält, durch das köstliche Prunkzimmer aus dem ehemaligen Palais des Hofkanzlers von Fichtel, Bronnbachergasse Nr. 3, mit eingelegter Täfelung, alten Stofftapeten und reichem Stuckplafond um 1724, das Zimmer aus dem abgebrochenen Württemberger Hof mit reizenden Wandmalereien und ein sehr feines, ganz getäfeltes Rokokoschlafzimmer aus dem ehemaligen Huttenpalais. Der zweite Stock enthält die umfangreiche und wissenschaftlich hochbedeutende Sammlung vorgeschichtlicher Funde aus Unterfranken, Werke der Volkskunst, ein Zimmer mit Stuckdekoration um 1780 aus dem Würzburger Haus Obere Johannitergasse 8. und mehrere Zimmer mit alten Tapeten, in denen teils Werke der Kleinkunst und Möbel der Spätzeit des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts, ferner eine reichhaltige Sammlung von Rauchutensilien und eine Sammlung von Musikinstrumenten meist fränkischer Meister Aufstellung gefunden haben. Im Garten steht der romanische Kreuzgang vom Neumünster.

Virtuelle Bibliothek Würzburg

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