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Hs.-Nr. 9 und Ingolstadterhof Nr. 6 und 7. Allgemeine Ortskrankenkasse Würzburg-Stadt. Am 1. Januar 1914 wurde die seit dem Jahre 1884 bestehende Gemeindekrankenversicherung Würzburg geschlossen und an ihre Stelle trat die Allgemeine Ortskrankenkasse Würz-burg-Stadt, die nach der Reichsversicherungsordnung den Charakter eines reichsgesetzlichen Versicherungsträgers hat. Die Gemeindekrankenversicherung hatte vor ihrer Auflösung 12 000 Mitglieder, die A.O.K.W.St. bei ihrer Eröffnung 21 000 Mitglieder. 'Am 3. November 1913 fand die Wahl des Ausschusses (15 Arbeitgeber und 30 Arbeitnehmer) statt. Dieser wählte am 28. November den Vorstand (4 Arbeitgeber, 8 Arbeitnehmer). Vorsitzender des Vorstandes wurde Buchdruckereibesitzer Thomas Memminger. Als Geschäftsleiter wurde Dr. iur. Franz Eichelsbacher aufgestellt. Dieser wurde am 1. September 1919 ins Ministerium für soziale Fürsorge berufen und an seine Stelle vom Kassenvorstand der bisherige Hauptkassier Westermeir unter Ernennung zum Verwaltungsdirektor gewählt. Die A. O. K. W. St. hatte durch den Krieg schwer zu leiden und durch die Ende 1918 auftretende Grippenepidemie wurde sie stark mitgenommen. Trotz der Erschütterung erholte sie sich, dank ihrem gesunden finanziellen Aufbau und nicht zuletzt ihren weitblickenden und nicht engherzigen Kassenorganen, rasch wieder und heute steht sie finanziell gekräftigt wieder da und kann auf weitere gute Entwicklung hoffen. In Bezug auf die Leistungen der Kasse arbeiteten Arbeitgeber und Arbeitnehmer verständnisvoll zusammen. Wie mächtig sich die A. O. K.

W. St. entwickelte, zeigen am besten die Jahresausgaben. Sie betrugen im Jahre der Gründung 600 000 Mark, 1920 über 4 Millionen Mark. Das städtische Versicherungsamt brachte die Kasse im Anwesen Sanderstraße 4 a unter. Schon damals äußerten Vorstandsmitglieder ihre Bedenken gegen diese Geschäftsräume und prophezeiten die baldige Unzulänglichkeit derselben. Diese Männer bekamen nur zu bald recht. Der ganze Geschäftsbetrieb mußte nach kurzer Zeit so zusammengepreßt werden, daß man für eine ordnungsgemäße Geschäftsabwicklung nicht mehr gut garantieren konnte. Kassapersonal und das in der Kasse verkehrende Publikum atmeten auf, als der Vorstand nach langwierigen Verhandlungen am 18. Februar das im Besitze der Ehegatten I. A. und Maria Schöner befindliche Hotel Rügmer (Maxstraße Hs.-Nr. 6 und Ingolstädterhof Hs.-Nr. 6) um 450 000 Mark erwarb (der Ausschuß gab am 26. Februar 1920 seine Zustimmung). Weiter kaufte der Vorstand der Kasse am 9. April 1920 (die Zustimmung durch den Ausschuß erfolgte im Mai 1920) das Anwesen Ingolstädterhof Hs.-Nr. 7 um 28 000 Mark. Dieses Haus schädigte das Verwaltungsgebäude in baulicher und hygienischer Beziehung. Durch den Ankauf wurde jede nachbarliche Schädigung und Schikane ausgeschlossen. Am 1. Juli 1920 wurde das Hotelgebäude der Kasse übergeben und dasselbe in ein neuzeitliches Verwaltungsgebäude umgewandelt. Der Einzug der Kasse erfolgte am 1. Oktober 1920. Die Geschäftsräume befinden sich im Parterre und im 1. Stock. Im 2. Stock und in den zwei Hinterhäusern sind Wohnungen. Die A. O. K. W. St. zählt heute 34 Beamte.

Das ehem. Hotel Rügmer wurde im Jahre 1862 an Stelle zweier kleiner Häuser erbaut, in denen der Pächter Johann Rügmer eine 18

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