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68 1/3 und 68 1/4 befanden sich rückwärts. Für dieses Wort hatten die alten Würzburger den Ausdruck arschlings. Ein ähnlicher echt deutsch derbanschaulicher Ausdruck, nämlich Erskarn, Aarskarn, Erskarne, Arskerwe, war ehedem ein recht allgemein verbreiteter, der als Gassenname besonders auf enge, lichtarme Gäßchen Anwendung fand. Karn oder Kerne ist eine Nebenform von Kerbe, während die erste Silbe das menschliche Gesäß bezeichnet. In Münster in Westfalen gibt es heute noch eine Gasse Arztkarren, verderbt aus arskarve (niederdeutsch) und die Kerbengasse in Frankfurt a. M., die im Jahre 1359 erstmalig erwähnt wurde, ist gleichen Ursprunges, wobei eben nur die Vorsilbe ars in Fortfall gekommen ist.
Der in der Arztlade gestandene Hof zum großen Bastheim mußte 1875/76 einem Neubau weichen, welcher in die Domstraße einnumeriert wurde (Hs.-Nr. 68 1/2). Der Hof gehörte ehedem der Familie von Bastheim, einem alten, reichen Rittergeschlecht aus dem Grabfeld, das eine Reihe von Domherren stellte. In dem Hofe hatte ein Würzburger Apotheker sein Geschäft. Die Apotheke, welche in den Zinsbüchern des Domstiftes schon zu Beginn des
16. Jahrhunderts , genannt wird, führte das Schild zum Engel. Sie gehörte zu den ältesten Apotheken Würzburgs und wird bereits 1535 erwähnt; mit ihr die des Franzisci Lonados. Im Jahre 1652 erklärte Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn (1642-1673), daß neue Apotheken nicht mehr errichtet werden dürfen. Zugleich sind die damals bestandenen Apotheken aufgeführt. Es sind dies: die Apotheke zum Einhorn, zum goldenen Löwen, zum Engel und zum Schwan. Im Jahre 1733 kaufte Gg. Nik. Sorger die Engelapotheke und nahm das Schild zum schwarzen Adler an. 1745 gab es fünf Apotheken: Adler, Einhorn, Hirsch, Löwen und Schwanen, 1788 kam die Mohrenapotheke dazu. Die Apotheke zum schwarzen Adler ging 1810 ein (siehe Marktplatz Hs.Nr. 36). Aus dem Laboratorium der Engelapotheke stammt der kleine Mörser aus Glockenmetall, mit der Jahreszahl 1582 und dem Monogramm M. R., welcher 1875 bei dem Um-bezw. Neubau des Hauses gefunden wurde und setzt im Fränkischen Luitpoldmuseum verwahrt wird.
Von dem Hofe zum großen Bastheim erhielt das südöstliche Viertel der inneren Stadt den Namen Bastheimer Viertel. Die Einteilung der Stadt in Viertel geschah unter dem Bischof Johann I. von Egloffstein (1400-1411) im Jahre 1410 zur besseren EinHebung der Abgaben. Das nordwestliche Viertel der Altstadt wurde nach dem Hofe zum vorderen Gressen (Marktplatz 1) Gressenviertel, das nordwestliche nach dem St. Dietrichspitale (Marktplatz 20 usw.) Dietricher Viertel, das südöstliche nach dem Hofe zum Bastheim Bastheimer Viertel und das südwestliche nach dem Hofe Gänheim (Domstraße 34) Gänheimer Viertel genannt. Die Vorstädte Pleichach, Haug, im Sand und zu St. Vurkard behielten ihre Namen. Jedes Viertel hatte seinen Viertelmeister, der die Abgaben einzuheben hatte. In bestimmten öffentlichen Häusern, die man Viertelhöfe nannte, walteten sie ihres Amtes.
Anfänglich kamen die Bürger nur in die Höfe, um ihre Abgaben zu entrichten, später aber dienten sie ihnen zur Beratschlagung