Vorschau

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1886 kam zwischen dem Staat und der Stadt ein Tauschvertrag zustande, nach welchem die vormalige Schweizerei (ein Ökonomiegut, früher im Eigentum des Staates, dann der Stadt) mit dem anstoßenden Teil des Festungswalles und Grabens aus dem Besitz der Stadt in jenen des Staates und das an der Sanderstraße liegende Heumagazinsanwesen und den anstoßenden Teilen des Festungswalles samt Graben (diesen Platz hatte man zuerst zur Erbauung des neuen Justizpalastes ausersehen) und weiter das Landgerichtsgebäude in der Domstraße aus dem Eigentum des Staates in jenes der Stadt überging und letztere außerdem noch 200 000 Mark an den Staat abzuführen hatte. Auf ihrem nun neu erworbenen Platz erbaute die Staatsregierung den Justizpalast samt Landgerichtsgefängnis. Beide wurden 1889-1892 erbaut und in letztgenanntem Jahre ihrer Bestimmung übergeben.

Hs.-Nr. 16. Bis zum Jahre 1910 stand an der Stelle dieses Hauses eine malerische, an den Hexenturm sich anlehnende Bastion des alten Festungsgürtels. Sie mußte dem Neubau weichen. Nur ein Wappen der alten Stadtbefestigung ist erhalten geblieben und in das Haus eingemauert.

Paradeplatz.

5. (Dom-)Bezirk Südlich von der Hofstraße bis zu den Mündungen der Ebrachergasse und Domerschulstraße. Auf dem Platze wurden bis Anfang der 60er Jahre die Paraden abgehalten. Gegen die Domerschulstraße zu stand von 1130 bis zu ihrer Demolierung 1554 die St. Gallen-Kapelle. Auch eine Kapelle "zu Allerheiligen" stand auf dem Platze, diese wurde 1528 niedergerissen, um bei einem etwaigen Überfalle eines Feindes einen geräumigen Sammelplatz in der Stadt zu haben. Weiter befand sich bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts auf dem Platze eine mächtige Linde, unter der einst der Bischof selbst mit seinen Räten an bestimmten Tagen zu Gericht saß und zu gewissen Zeiten festliche Tänze von der Bürgerschaft aufgeführt wurden. Eine auf dem Platz 1820 erstandene englische Anlage wurde 1834, da sie aus gewissen Gründen als unpassend erschien, wieder weggeräumt. Seit 1867 ist der Platz mit Kastanienbäumen besetzt. -Die Sage erzählt, daß sich auf dem Platz in mehreren Nächten des Jahres eine Geisterjagd zeige, indem der Geist eines Gerichtsschöppen, der einmal ein ungerechtes Urteil über zwei Angeklagte gefällt habe, von ihren Geistern unter Vorhaltung der Urteilsbegründung verfolgt werde. Hs.-Nr. 1. Der südliche Teil des Baues gehörte zum domkapitelschen Bauhof, der nördliche ist das ehemalige Kapitelhaus des Domkapitels, unter welchem bis zur Säkularisation die Domherren begraben wurden. Das obere Stockwerk erstand 1491. In ihm wurden mehrere Säle angelegt. Der größte derselben war der Kapitelsaal. Er diente zugleich als Wahllokal bei der Wahl der Fürstbischöfe und auch öfters zu feierlichen Audienzen, welche die Bischöfe erteilten. Seine heutige Außenseite erhielt das Kapitelhaus bei seinem von Petrini geleiteten Umbau im Jahre 1686. Der Kapitelsaal ist mit 387 Wappen

der Domherrn geschmückt, welche vom 16. Jahrhundert bis zur Säkularisation im Amte waren.

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