Vorschau

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Hs.-Nr. 2. Ehemaliger Domherrnhof Tannenberg. Im Besitze der Herren von Tannenberg. Der Hof Tannenberg erhielt im Jahre 1220 eine von dem Domdechanten Rudolf von Hurnheim gestiftete Vikarie mit Kapelle. Am Tore des Hofes war früher der in Holz geschnittene Kopf eines Ebers angebracht, woher das Haus den Namen zum wilden Schweinskopf erhielt. Im 15. Jahrhundert war der Hof von den Domherren aus dem Rittergeschlecht Redwitz bewohnt. Domherr Pankratz von Redwitz ließ in der Ecke des Hauses sein Wappen mit der Jahreszahl 1499 anbringen. Domherr Wilhelm Schutzbai, genannt Milchling, stellte den Hof 1575 in seiner jetzigen Gestalt her. Zur Erinnerung daran wurde das Wappen des Domherrn im Innern des Hofes angebracht; feiner die zahlreichen Wappen, welche sich am Dachgesimse befinden. Sie beginnen mit dem Wappen der Schutzbars, dann folgt das Wappen des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn mit der Jahreszahl 1575. Hierauf kommen die Wappen der Kapitulare und der Domizellars, welche 1575 am Leben waren. Im Jahre 1563 war im Hofe Wilhelm von Stein, der Kampfgenosse Wilhelm von Grumbachs, einquartiert. Ein späterer Besitzer des Hauses, Oskar Freiherr von Zieglei, ließ 1893 den Hof renovieren und einen Schweinskopf an der Ecke des Hofes anbringen. Heute ist der Hof im Besitze des Photographen M. Bauer. 1870 war hier der Sitz des Generalkommandos. In dem Anwesen befand sich bis 1912 das zahnärztliche Universitätsinstitut. Ferner ist in dem Hause die am 1. Okt. 1907 gegründete Universitätspoliklinik für Haut-und Geschlechtskrankheiten untergebracht.

Hs.-Nr. 4. Ehemaliger Domherrnhof Rödelsee, eigentlich Notensee nach einem fränkischen Geschlecht von Notensee, welches den Hof im 13. Jahrhundert besaß. Dann wohnten in ihm zwei Truchsetz, fünf Bibra, zwei Würtzburg usw. Die in dem Hofe gestandene, 1484 erbaute Kapelle wurde 1865 zur wohnlichen Benützung umgebaut. 1525 diente der Hof einem Bauernfähnlein als Herberge, 1563 hatte hier Wilhelm von Grumbach, als er Würzburg besetzt hatte, sein Hauptquartier aufgeschlagen. 1632 bewohnte ihn der schwedische Kanzler Oxenstierna und 1633 Herzog Bernhard von Weimar, während er zur Übernahme der Regierung des Herzogtums Franken hier weilte. Nach der Säkularisation erwarb den Hof Freiherr Lothar von Fechenbach. 1815-1817 wurde für die hier liegenden russischen Soldaten in der Kapelle Gottesdienst abgehalten. Längere Zeit war der Hof im Besitze des berühmten Gynäkologen Dr. v. Scanzoni. Auch Universitätsprofessor Dr. v. Schönborn wohnte in dem Haus. 1906 kaufte es die Postverwaltung für die Zwecke der Oberpostdirektion. Im Innern des Hofes haben sich noch einige Wappen aus früherer Zeit erhalten.

Paradiesstraße.

1. (Peicher-)Bezirk. Zwischen der Zeller Mainbrücke und dem Bahnhof Zell a. M. und dann zur Veitshöchheimerstraße führend. Die dortige Feldlage heißt Paradies. Paradies ist eine in den Ortsmarkungen vielfach beliebte Bezeichnung von Feldlagen in sonniger Gegend. Die in der

Würzburger Markung gelegene Feldlage kommt schon um 1100 in Urkunden vor.

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