Vorschau

319

ner 1777 die großen Gruppen des Raubes der Europa und der Proserpine. Die Arbeit wurde mit 1536 Gulden bezahlt. Garten und Schloß vereinigten sich zu jenem unvergleichlich harmonischen und entzückenden Bild von südlich-schönem Reiz, das den Besucher manchmal ganz vergessen läßt, daß er in nördlicher Zone weilt.

Im südlichen Teile des Hofgartens steht das Orangeriehaus. Dasselbe wurde erst unter dem Großherzog Ferdinand (1806-1814) dazu eingerichtet. Früher war es das fürstbischöfliche Ballhaus, in dem die Herrschaften sich an dem seiner Zeit beliebten Ballspiele ergötzten. Vorübergehend (1741-1750) diente das Ballhaus als Theater.

Der heutige Residenzplatz ist erst im Jahre 1821 geschaffen worden, "aus guten architektonischen Gründen", wie der Würzburger Historiker Heffner schreibt. Vorher deckten Anlagen mit Fontänen und Statuen den Platz. Auf alten Kupferstichen sieht man noch die früheren Anlagen verzeichnet. Der Platz war in zwei große gärtnerische Par-terre-Anlagen zerteilt, die zum Mittelpunkt je einen großen Springbrunnen hatten; zwischen den beiden gärtnerischen Anlagen führte eine breite Auffahrt zum Mitteltor. Es muß ein bezaubernder Anblick gewesen sein, wenn vor den beiden stolzen Schloßflügeln inmitten grüner Rasenflächen die zwei Fontänen plätscherten. Noch heute erkennt man in dem Pflaster des Hofplatzes die Stellen, wo die Brunnen einst gesprudelt haben.

Am 9. November 1918, dem Tage der Revolution, fand auf dem Residenzplatze eine große republikanische Demonstration statt. Zugleich schlug der Würzburger Arbeiter-und Soldatenrat im rechten Flügelbau der Residenz, auf der die rote Fahne gehißt wurde, fein Hauptquartier auf. Der A.-u. S.-Rat wurde dort am 5. April 1919 abgelöst vom "Revolutionären Aktionsausschuß" der Kommunisten und Spartakisten, der am nächsten Tage auf dem Residenzplatze die bayerische Räterepublik für Würzbürg proklamierte. Der Aktionsausschuß hauste nur bis 9. April in der Residenz, an welchem Tage seiner kurzen Schreckensherrschaft ein Ende mit Schrecken bereitet wurde. Um 12 Uhr mittags stürmten regierungstreue Truppen -Artillerie, Infanterie mit Maschinengewehren und Freiwillige -die Residenz, befreiten die dort gefangen gehaltenen 16 bürgerlichen Geiseln und nahmen die Führer der Spartakisten und Kommunisten gefangen. Bei der Beschießung der Residenz durch die Artillerie drang ein Geschoß in einen Raum des mittleren Schloßtraktes ein, ohne jedoch größeren Schaden anzurichten; ein zweites Geschoß zertrümmerte das Tor des rechten Flügelbaues. Bei den Kämpfen gab es einige Tote. Von diesem Tage an blieb die Residenz von militärischen Gewalthabern frei.

Der Frankoniabrunnen vor der Residenz, der vom ganzen Kreise Unterfranken aus freiwilligen Beiträgen errichtet worden ist, wurde am 3. Juni 1894 im Beisein des Regenten Luitpold enthüllt. Schöpfer ist Erzgießer

F. von Miller aus München. Am dreikantigen Sockel befindet sich das Medaillenbildnis des Regenten, darüber die Figur der Frankonia mit der Würzburger Fahne und einem Lorbeerkranz; um den Sockel sitzen drei Figuren, nämlich der Minnesänger Walther von der Vogelweide, der Bildhauer Tilman Riemenschneider und der Maler Matthias Grünewald. Der Brunnen ist an sich gewiß ein tüch

Virtuelle Bibliothek Würzburg

Virtuelle Bibliothek  > 30/NZ 97959 M533(2) - Würzburgs Straßen und Bauten - ein Beitrag zur Heimatkun...  > Seite 319