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tiges Werk, aber er steht -man kann und muß das ruhig sagen nicht am richtigen Flecke. Bilden schon die Figuren des mittelalterlichen Dichters, des bürgerlichen Bildhauers der Bauernkriegzeit und des phantastischen Malers von Aschaffenburg eine höchst sonderbar zusammengestellte Gemeinschaft vor dem Rokokoschloß der ehemaligen Würzburger Fürstbischöfe, so verschwindet, auch abgesehen von diesem historischen Zwiespalt, die Gestalt des an und für sich ganz respektablen Brunnens gegenüber der immensen Größe des Platzes und das Schloß selbst erdrückt förmlich dieses Spielzeug.

Hs.-Nr. 1. Der ehemalige Gesandtenbau. Er ist das jüngste Glied des großartigen Residenzkomplexes; er wurde nebst den anschließenden Arkaden, die den Residenzplatz so harmonisch begrenzen, unter Fürstbischof Friedrich Adam v. Seinsheim durch den Hofbaumeister I. P. Geigel, einem Nachfolger des Schloßbaumeisters Neumann, von 1765 bis 1770 errichtet. Im Innern war der Gesandtenbau namentlich durch interessante Stukkaturen geziert; doch ist auch hier viel verwahrlost, teilweise auch durch neue Zimmereinteilungen zerstört. Bei den Renovationsarbeiten im Jahre 1903 wurden nun eine Reihe solcher Stukkaturen wieder aufgedeckt; diese Stuckarbeiten, heitere Werke des späteren Rokoko und feinen Zopfstils -außer zahlreichen Festons und sonstigen Zierstukkaturen wurden namentlich mehrere Surports-Reliefs mit mythologischen Figuren bloßgelegt -, stammen wahrscheinlich von den damals in Würzburg weilenden Hofstukkatoren Augustin und Matern Bossi, den Neffen des im Jahre 1764 verstorbenen I. A. Bossi, der im Hauptbau der Residenz so glänzende Proben seiner Kunst geschaffen. Diese italienischen Stukkatoren stammten vom Luganersee und arbeiteten mit außerordentlicher Leichtigkeit; sie verstanden es, nach flüchtigen Skizzen und aus dem Kopf mit unglaublicher Schnelligkeit ihre duftigen Stukkaturen an die Wand zu modellieren. Einige Jahre befand sich in dem Hause der Sitz des landwirtschaftlichen Vereins. Von 1858 bis 1. Februar 1910 war die Hauptwache in den westlichen Parterrelokalitäten untergebracht. Heute wohnt in dem ehemaligen Gesandtenbau der Hofgartenverwalter, im 1. Stock und in dem westlichen Parterre befinden sich die Bureaus des Finanzamtes.

Die genannten Arkaden haben einen wirkungsvollen Abschluß durch kugelgekrönte Hochsäulen. Sie stehen fest trotz ihrer schlanken Form. Jede Säule hat am Balustradeneingang einen inneren Durchmesser von 150 ein und je 35 ein Mauerstärke, oben 125 cm Innenweite und je 25 cm Wandstärke. Ihre massive Basis ruht auf einem Eisenrost; 170 Stufen führen zur Plattform hinauf. Je zwei Stufen der Wendeltreppe sind aus einem Steinkoloß gehauen und bilden mit einen Teil der Außenwand; dadurch ist ein unlösliches Gefüge erreicht. Die Kugel mißt 2 m im Durchmesser und wird getragen von einer schmiedeeisernen Stange. 1914 und die folgenden Jahre wurden die Arkaden und Säulen restauriert.

Reurergasse.

7. (Peter-)Bezirk. Führt von der Sanderstraße an der Reurerkirche zunächst westwärts, dann einerseits nördlich zur Rosengasse, anderseits südlich zur Landwehrstraße.

Das Kloster der Schwestern zur büßenden Magdalena oder der

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