Vorschau

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erneuern und der angenommenen künftigen Straßenlinie gleichstellen. Für den Fall, daß Jemand einen sehr ansehnlichen Bau mit geschmackvollem Portal, zierlichen Fenstern, Gesimsen u.dgl. von Bildhauerarbeit aufführen würde, sicherte sie noch größere Begünstigung zu und versprach, daß bei solchem Privat-Bauwesen selbst die fürstlichen Bau-und Werkmeister mit ihren Ratschlägen an Handen gehen sollten. Eine angekündigte besondere Baukommission wurde am 2. Dezember 1723 ernannt, bestehend aus geheimen Hof-und Regierungsräten, Hofkammer-und Stadträten, dem Ingenieur-Hauptmann Balthasar Neumann, der mit dem Stadtbaumeister Joh. Phil. Papius abwechselnd den Vorsitz führte. Letzterer wird in einem Protokoll vom Jahre 1725 als "Oberbürgermeister" und "Oberarchitekt" bezeichnet. Und so begann denn von dieser Zeit an, in welcher eben eines der herrlichsten Bauwerke Deutschlands, nämlich die fürstbischöfliche Residenz zu Würzburg, erstand, eine neue Periode, während welcher die Stadt allmählich durch solide, schöne und imposante Gebäude verschönert wurde, daß sie hierin nur von wenigen deutschen Städten übertroffen worden ist. Behufs der Bildung gründlicher Architekten errichtete der Fürstbischof Friedrich Karl v, Schönborn im Jahre 1731 an der hiesigen Universität einen eigenen Lehrstuhl für Zivil-und Militär-Baukunst, welche unentgeltlich gelehrt wurde. Balthasar Neumann war der erste Professor der neuen Disziplin. Ihm folgten als öffentliche Lehrer der Baukunst nacheinander der fürstliche Oberstleutnant Michael Anton Müller, 1722 der Obristwachmeister Joh. Bapt. Veit Koch und 1783 der Artillerie-Hauptmann Johann Adam Pleitner. Mit letzterem, der 1817 starb, hörte die Anstalt auf. Unter der Kurfürstlich bayerischen Regierung kam diese Anstalt in Wegfall; dafür gab es Lehrer der höheren Zeichenund Kupferstechkunst sowie der Musik. Unter der Regierung des Fürstbischofs Johann Philipp Franz begann der Bau der Residenz und der Schönbornkapelle, welche aber erst von seinem Bruder vollendet werden konnten. Eine der grüßten Wohltaten, die Würzburg dem Fürstbischof Friedrich Karl zu verdanken hat, war die Errichtung zahlreicher Brunnen, zu denen die Quelle in der Nähe des heutigen Bahnhof das Wasser lieferte. Beide Grafen zählen zu jenen Bischöfen, welche das Sprichwort wahr machten: Unter dem Krummstab ist gut leben.

Früher hieß die ehemals sehr schmale Gasse: Sandgasse, nach der Bodenformation. 1895 und 1896 wurden die alten in der Sandgasse gestandenen Höfe -Klingenberg (siehe Marktplatz 11). zur hohen Laube (Neumünsterscher Stiftshof), zum Neubrunn, zur Sonne, Schwalbungen oder Schwalbach, zum großen Weibler, zum kleinen Weibler, zum Hackenbrunnen, dann der bekannte Sandhof (siehe Schönbornstraße 3 und Maulhardgasse 6) -niedergerissen, um die Straße zu verbreitern. Es entstand dann die Schönbornstraße mit ihren neuen Geschäftshäusern.

Hs.-Nr. 3. Hier stand der vordere Teil des Sandhofes (siehe Maulhardgasse 6). In dem Neubau war zuerst ein Postamt untergebracht, dann wurde er von dem Warenhaus S. Ruschkewitz erworben und für seine Zwecke umgebaut. Man war bisher der Meinung,

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