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daß die Warenhäuser eine Erscheinung der neueren Zeit seien. Das stimmt aber nicht. Bereits im Jahre 1577 lebte in Würzburg ein Händler, welcher ausschließend, sohin als wahrer Monopolist, mit so vielerlei Waren handelte, daß sich zehn bis zwölf andere davon ernähren hätten können. Dieser Monopolist hieß Sebastian Hellmuth, der mit "Sammet, Seidenwaren, Gewürzen, Fischen, Tüchern und mit hunderterlei andern alten verlegenen und nichtswerten Dingen handelte", wie es in einem alten Druckwerk heißt.

Hs.-Nr. 8. Bis zum Jahre 1916 das Zentralhotel. Erbaut 1897 im Auftrag des Hoteliers A. Korb durch Architekt Chr. Mayer. Während der Jahre 1916/19 war das Hotel an militärische Stellen vermietet, dann an Geschäfte. Im Anwesen befinden sich seit vielen Jahren auch die Kammerlichtspiele. Ehemals stand hier und zwar anschließend an das Haus Dominikanerstraße 4 der Hof zum Daniel. Der Hof war im Besitz der Familie Daniel, ihre Glieder gehörten zu den angesehensten Bürgern der Stadt. Ecko Daniel wurde 1373 mit anderen Gleichgesinnten nach Avignon vorgeladen, um sich wegen der von dem Bischof Gerhard v. Schwarzburg (1372-1400) erhobenen Anklagen zu verantworten. Um 1460 war der Hof Eigentum des Stiftes Neumünster. Später ragt unter seinen Besitzern hervor: der menschenfreundliche Stadtrat Hueber (gestorben 1794), der Stifter der Hueberspflege. 1849 mußte der alte Hof einem Neubau und dieser 1898 dem Bau des Zentralhotels weichen.

Schönleinstraße.

1. (Pleicher-)Bezirk. Führt von der Pleicherglacis-zur Harfenstraße. Johann Lukas Schönlein, geboren 30. November 1793 in Bamberg, besuchte die Universitäten in Landshut und Würzburg. Hier habilitierte er sich 1819 als Privatdozent. 1820 wurde er außerordentlicher, 1824 ordentlicher Professor der Therapie und dirigierender Arzt am Juliusspital. 1830 wudre Sch., der Domerschulstraße 13 wohnte, wegen seiner wissenschaftlichen Verdienste Ehrenbürger von Würzburg. Er bekam als freigesinnter Mann Dissidien mit der bayerischen Regierung, wurde in hochnotpeinliche Untersuchung gezogen, ging 1833 nach Zürich, dann 1839 nach Berlin, wo er zu hohen Ehrenämtern emporstieg. Als Leibarzt des Königs Friedrich Wilhelm IV. entzweite er sich mit den anderen Leibärzten über Wesen und Behandlung des Leidenden und legte deshalb alle seine Ämter nieder. Schwer gekränkt und geärgert, zog sich Sch. nach Bamberg zurück, wo er am 23. Januar 1854 starb. Dortselbst wurde 1874 ein Schönlein-Denkmal enthüllt. In Würzburg gründete Sch. während seines Aufenthaltes die Naturhistorische Schule im Gegensatz zu der damaligen naturphilosophischen Richtung der Medizin. Er war ein klinischer Erzieher ersten Ranges, zu seinen eifrigsten Schülern zählte Gottfried Eisenmann. Das servile Würzburger Gemeindekollegium forderte von ihm 1833 den Ehrenbürgerbrief zurück, welchen er als "Papier ohne Wert" aus Zürich hieber sandte.

Hs.-Nr. 10. Korpshaus der Nassovia. Das Korps Nassovia ist am 1. Januar 1836 gegründet worden. Zweimal wurde es aufgelöst: vom 9. März 1839 bis

23. Januar 1840 und vom 10. Januar 1870

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