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rischer Baulichkeiten mutzten die Schottenmönche von ihrem Besitz verschiedene Gärten abtreten. Das Kloster wurde dafür aber reichlich entschädigt. Die folgende Zeit brachte wieder eine kurze Blütezeit und so konnte sowohl das Kloster als auch die Kirche durchgreifenden Reparaturen unterzogen werden. Die heute noch stehende Kirche wurde 1717 umgebaut, es wurde die westliche Vorhalle abgebrochen und bald darauf die ganze Westseite umgebaut. Aus dieser Zeit stammt auch das barocke Tor der Südseite. Gleichzeitig wurden auch die Fenster der Seitenschiffe umgestaltet, während die Fenster des Hochschiffes die alten blieben.

Nach 668jährigem Bestände wurde 1803 die Säkularisation über das Kloster verhängt. Damals wurden die Denkmäler der Kirche vandalisch vernichtet. Die Gebäude wurden später als Garnisonslazarett (Schottenanger 15) benützt und sind heute noch als solches im Gebrauch. Der Kirche entzog man 1813 den Gottesdienst und verwendete sie zu einem Militärmagazin. Der Chor wurde 1819 dem Gottesdienste wieder zurückgegeben. Hundert Jahre nach der Säkularisation wurde die Kirche geräumt, dann renoviert und 1904 als katholische Garnisonskirche bestimmt.

Anger ist ein mit Gras bewachsener Platz. Dies war früher auch beim Schottenanger der Fall. Er diente als Weide und ist urkundlich als die älteste Stätte, wo der Scharfrichter seines Amtes waltete, bekannt. Auf ihr wurde der Ketzer Johann Behem, genannt der Pfeifer von Nicklashausen, verbrannt und zwei seiner Anhänger enthauptet. Des Pfeifers Asche wurde in den Main geworfen. Auf dem Schottenanger befand sich auch einst der Kampfplatz dritter Instanz bei gerichtlichen Zweikämpfen (siehe Hofstraße Hs.-Nr. 5 und 7).

Hs.-Nr. 2. Das Kreuzhaus. Im Besitz der Stadtgemeinde. Es dient als Knabenheim des Jugendfürsorgeverbandes.

Hs.-Nr. 5. Stallungen der Reichswehr, früher des 2. Feld-Artillerie-Regiments, dann des 2. Trainbataillons.

Hs.-Nr. 8. Ehemals Traindepot. Hier befand sich die erste fränkische Schaumweinfabrik von Gätschenberger, Leo u. Comp.

Hs.-Nr. 10. Das ehemalige fürstliche Gieß-und Bohrhaus, erbaut 1606 von dem Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. Balthasar Neumann war in diesem Gießhaus Stückgießergeselle.

Schürerstraße.

6. (Rennweg-)Bezirk. Zieht links von der Schürerschen Tabakfabrik ostwärts. Die Gründung der Firma Joseph Schürer erfolgte laut Konzessionsurkunde der Großherzoglichen Landesdirektion zu Würzburg am 14. Juni 1811 durch Herrn Joseph) Schürer, geb. 3. März 1787 zu Lauda, wo dessen Vater fürstbischöflich-würzburgischer Konsistorialrat und Amtskeller (Rentamtmann) war. Durch längeren Aufenthalt in Frankreich erwarb sich der Gründer gediegene Kenntnisse der damals in diesem Lande in hoher Blüte stehenden Tabakfabrikation, und um die allgemein beliebten französischen Schnupftabaksorten nach dieser Geschmacksrichtung anzufertigen, auch dabei eine erprobte Stütze zu haben, wählte er als Mitbegründer und Teilhaber den

ihm befreundeten Herrn F. Kleber, vorher Tabakfabrikant in Nancy. Herr Joseph Kern aus

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