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als Oberstabsarzt genommen hatte, im gleichen Jahre in die Leitung der Fabrik ein und führte dieselbe mit seinem Onkel Kommerzienrat Dietz bis zur Liquidierung der Firma, welche im Herbste 1911 erfolgte. In der Silvesternacht 1874/75 brannte die alte Kunstwollfabrik vollkommen nieder und wurde in vergrößertem Umfange wieder neu erbaut. Während des Krieges wurde das ganze Fabrikanwesen von der Heeresverwaltung als Bekleidungs-Instandsetzungsamt II. A.-K. verwendet. Seit 1. Juni ds. Js. ist das ganze Anwesen zu industriellen Zwecken verpachtet.

Hs.-Nr. 36. Hier stand ein Haus, welches seit Jahrhunderten den ominösen Namen "Gifthütte" führte. Vor einigen Jahren erwarb das Häuschen Georg Hausner. Dieser ließ es abbrechen und an seinerstatt ein Wirtschaftsanwesen errichten, dem er den alten Namen "zur Gifthütte" beilegte. In einem Hinterbau wird ein Kunsteiswerk betrieben. Der große Kühlkeller wird an auswärtige Brauereien ver-pachtet.

Sebastiansteig.

9. (Burkard-)Bezirk. Führt von der Mergentheimerstraße zum Schützenhof. Der heilige Sebastian, den die Schützengilden zu ihrem Schutzpatron erkoren haben, ist auf etwas eigenartige Weise zu diesem Patronat gekommen. Der in Narbonne in Gallien geborene Märtyrer war nach der Legende während der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian Hauptmann der Prätorianergarde. Da er sich standhaft zum Christentum bekannte, wurde er mauretanischen Bogenschützen übergeben, die ihn an einen Baum banden und unzählige Pfeile auf ihn abschossen. Eine Christin, die seinen Körper nachts bestatten wollte,

fand Sebastian noch lebend und rettete ihn. Bald darauf wurde er wieder ergriffen, zu Tode gestäupt und in eine Kloake geworfen.

Sedanstraße.

10. (Zellerau-)Bezirk. Von der Frankfurterstraße westlich der neuen Infanteriekaserne gegen den Main herabziehend. Unbeschreiblicher Jubel bemächtigte sich am 2. September 1870 der Deutschen, als die Nachricht eintraf, daß sich nach einem schweren Treffen um Sedan, an dem hauptsächlich auch die bayerischen Armeekorps beteiligt waren, die französische Armee unter Kaiser Napoleon ergeben hatte. Außer dem Kaiser fielen 124 000 Mann, darunter 50 Generale, kriegsgefangen in die Hände der Deutschen. Für Deutschland und Frankreich war dieser Tag folgenschwer. Für Deutschland war er die sichere Gewähr einer vollständigen

Niederwerfung des Feindes, für Frankreich stürzte er die napoleonische Herrschaft und das Kaiserreich.

Seelbergstraße.

6. (Rennweg-)Bezirk. Zieht von der Annastraße östlich zur Konradstraße.

Die Feldlage heißt Großer Seelberg. Vielleicht vom mittelalterlichen Saeldenberg -Glücksberg stammend.

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