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352 Seinsheimstraße.

6. (Rennweg-)Bezirk. Im Frauenland. Fortsetzung der Valentin Beckerstraße zum neuen Schullehrerseminar. Adam Friedrich Graf v. Seinsheim, geboren am 16. Februar 1708 zu Sünching in Niederbayern, wurde am 27. Januar 1755 zum Fürstbischof von Würzburg und Herzog von Franken erhoben und zwei Jahre später auch auf den bischöflichen Stuhl von Bamberg berufen. S. gab sich alle Mühe, Handel und Gewerbe zu fördern. Namentlich für die Herstellung kunstgerechter und ordentlicher Straßen hat Seinsheim viel aufgewendet. Unter seiner Regierung erfolgte ferner die Gründung einer Brandentschädigungsgesellschaft, die leider zum großen Nachteile ihrer Mitglieder unter der bayerischen Herrschaft 1817 wieder aufgehoben wurde, dann die Aufhebung von 18 bisher gebotenen Feiertagen, die Errichtung eines Lehrerseminars, der Erlaß einer Schulordnung, die Einführung des Lottospiels und der Stempelabgaben zur Tilgung alter Kriegsschulden usw. Der

menschenfreundliche milde Fürst starb am 18. Februar 1779 tief betrauert von seinem Volke.

Semmelstraße.

2. (Hauger-)Bezirk. Führt von der Theaterstraße in östlicher Richtung zur Schweinfurterstraße. Zahlreiche Semeler (Weißbäcker) hatten in der Straße ihre Bäckereien und Verkaufsläden. Die Semelergasse findet man bereits in einer Urkunde des Jahres 1253. Sie begann am Bürgerspital und endete an der Kroatengasse. Die Strecke von da bis zum Neutor (heute Hs.-Nr. 72) hieß Neutorgasse. Das Neutor wurde 1668 unter Johann Philipp von Schönborn, dessen Wappen sich im Tore befanden, erbaut. Bis zum Abbruch des Tores in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts befand sich in dem Anbaue früher die sogenannte Rumorwache, dann die Kaserne der hiezu kommandierten Mannschaft und das Arrestlokal der Stadtkommandantschaft. Durch das Neutor und die Semmelstraße erfolgte am 14. Oktober 1631 der Einzug der Schweden. Vor dem Bürgerspital fand der Vorbeimarsch der Truppen vor dem König Gustav Adolf von Schweden und dem Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar statt. Das gleiche Tor und die Straße sah am 4. September 1797 nach der siegreichen Schlacht bei Würzburg den Einzug des Erzherzogs Karl, der von der Würzburger Bevölkerung jubelnd begrüßt wurde. Nach dem Durchbruch des Walles und der 1874 erfolgten Niederlegung des Tores erhielt dieser obere Teil der Straße die Bezeichnung: Verlängerte Semmelstraste. Seit geraumer Zeit führt die ganze Straße offiziell den Namen Semmelstraße. Der Bäckerbrunnen in der Semmelstraße ist gleich dem Fischerbrunnen in der Karmelitenstraße aus der Werkstätte des Bildhauers Michael Daniel Köhler hervorgegangen. Der äußere Aufbau -ein mächtiger viereckiger Brunnenkasten, darüber eine zweifigurige Knabengruppe -ist genau der gleiche wie beim Fischerbrunnen. Auch hier entzückt das lebendige Wesen der reizend zur Umgebung gestimmten zwei Bäckerjungen, die als Symbol

nach dem Namen der Semmelstraße gewählt sind. Die Dekoration des Brunnenkastens zeigt aber nicht

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