Vorschau

353

mehr Rokokoformen, sondern schon die Motive der Zopfzeit, Girlanden und Festons; der Brunnen ist also sicherlich später als der Fischerbrunnen, wahrscheinlich unter der Regierung des Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim entstanden.

Hs.-Nr. 2. Das Bürgerspital zum heiligen Geist. Der Würzburger Bürger Johann v. Ster (von Stern, Stere) gründete am 23. Juni 1319 ein Hospital zur Wohnung armer und gebrechlicher Personen in dem ihm gehörigen, vor dem Haugbergertor gelegenen Hause (Semmelstraße 2). Der Stifter starb am 25. Januar 1329 und liegt im Bürgerspital begraben. Auch sein Bruder Ecro, der 1343 das Zeitliche segnete, machte dem Spital Zustiftungen. Dasselbe fand bald noch mehr Wohltäter, die es durch reichliche Schenkungen auszeichneten. Zu ihnen zählen vor allem (1340) die Gebrüder Rüdiger und Wolfram Teufel (Tüfel), welche dem Spital den vom Abt von Münsterschwarzach erkauften Weiler Laub mit allen Einkünften vermachten, aus dessen Erträgnissen für ewige Zeiten 12 arme Kranke und Preßhafte dort verpflegt werden sollten. Der Stadtmagistrat überließ dem Spital das ihm gehörige Siechenhaus und das Leprosenhaus Wellriet (Wöllriederhof) und Kaiser Ludwig IV. erteilte dem Spital seinen und des Reiches Schirm. Zu den ersten Stiftungsgütern gehörte die Mühle, welche bis 1909 im Betriebe war.

Die erste Kirche wurde 1371 vollendet und am 13. April des gleichen Jahres vom Weihbischof Walter eingeweiht. Sie erhielt samt dem Spital die Bezeichnung zum hl. Geist. Bei dem Überfalle der Stadt durch die Grumbachschen Scharen 1563 wurde das Spital samt Kirche geplündert und zum Teil niedergebrannt. Die heute stehende Kirche entstand 1571. Der 1579 verstorbene Stadtrat Paul von Worms setzte durch ein Vermächtnis das Spital in den Stand, 1582 die Gebäude zu erneuern. Zum Gedächtnis dieses Wohltäters wurde an der Ecke des Hauses eine Inschrift auf Stein eingemauert. Während des Aufenthalts der Schweden in Würzburg verarmte durch deren Plünderungen das Spital sehr. Die Zahl der Pfründner sank von 306 auf 28. Durch neue Zuwendungen blühte das Bürgerspital wieder auf. Die Vermächtnisse enthielten oft gewisse auf Verbesserung der Kost, bezügliche Bedingungen. So werden stiftungsgemäß an die Pfründner am bestimmten Tage die Augustinihühner verabreicht; am Neujahrs-und am Christtag bekommt jeder Pfründner einen zähen Christweck zu 18 Pfennigen. Am 1. Ostertag muß Schinken verabfolgt werden, an anderen gewissen Feiertagen Gänsebraten, am Karfreitag Karpfen in brauner Sauce mit Klößen usw. Das Vermögen des Spitals an Besitzungen und Bargeld entwickelte sich und entwickelt sich noch in aufsteigender Linie. Kirche und Spital mußten im Laufe der Jahrhunderte wiederholt großen Reparaturen unterzogen werden. 1841 und 1842 wurde das an der Theaterstraße liegende Gebäude völlig neu aufgebaut. Im 19. Jahrhundert folgte die Angliederung mehrerer kleinerer Stiftungen an das Bürgerspital.

Die Hauptquelle seiner Einnahmen findet das Bürgerspital in dem Verkaufe seiner vorzüglichen und zahlreichen Weinsorten, die nicht nur in alle Himmelsgegenden verschickt, sondern auch in der 1873 eingerichteten Trinkstube zum Ausschank gebracht werden. Die

Virtuelle Bibliothek Würzburg

Virtuelle Bibliothek  > 30/NZ 97959 M533(2) - Würzburgs Straßen und Bauten - ein Beitrag zur Heimatkun...  > Seite 353