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zugleich die Stätte des Rasierens, Kopfwaschens, Schröpfens. Infolgedessen lagen die Barbiere in ständigem Kompetenzstreite mit den Badern, die doch eigentlich Vorläufer der Elfteren waren. Bekanntlich ging es in solchen Badestuben in späterer Zeit hoch her. Hier badeten Männlein und Weiblein, man amüsierte sich, spielte, tanzte, trank und trieb Allotria nach Herzenslust, vorausgesetzt, daß man das nötige Geld dazu hatte. Die Badestuben, deren Treiben Albrecht Dürer in Bildern (Das Männer-und das Frauenbad) verewigt hat, erhielten sich bis in das 18. Jahrhundert, sie erloschen in den Kriegsunruhen der damaligen Zeit, hauptsächlich durch die durch die Soldateska eingeschleppte stark ansteckende Lustseuche (Syphilis). Die Bader galten wegen ihres zweifelhaften Gewerbes als unehrliche Leute, die sich im Wirtshause nicht zu den Bürgern an einen Tisch setzen durften, trotzdem der König Wenzel die Bader für ehrlich erklärt hatte.

Über die Ableitung des Namens Spiegelstraße siehe näheres unter Eichhornstraße.

Hs.-Nr. 1. Haus zum halben Mond.

Hs.-Nr. 10. Ehemaliges Domvikariehaus zum Kesselein.

Hs.-Nr. 12 bildet mit dem Haus Domerpfarrgasse 5 den Hof Groß

v. Trockau und ist im Besitze der Freih. Groß v. Trockauschen

Familien-Fideikommiß-Stiftung.

Hs.-Nr. 15. Ehemaliges Domvikariehaus zum hl. Bruno.

Hs.-Nr. 17. Ehemaliges Domvikariehaus zum schwarzen Eichhorn.

Hs.-Nr. 19. Ehemaliges Domvikariehaus omnium sanctorum.

Spitalgasse.

9. (Burkard-)Bezirk. Zieht in einer Biegung von der Zellerstraße bis zum Ende der 3. Felsengasse. Bis 1870 Hofspitalssasse. Das Hospital zu den 14 Nothelfern (Hs.-Nr. 2) samt Kirche stiftete Johann von Allendorf, letzter Abt des Klosters und erster Propst des Ritterstiftes St. Burkard am 31. März 1494 und verwendete hierzu als der letzte seines Geschlechtes fast sein ganzes Vermögen. Der Wille des Stifters war: "Daß 12 bekannte, arme, fromme Leute aufgenommen und verpflegt und nebstdem auch arme Fremde und Vertriebene auf einen Tag und eine Nacht beköstigt und beherbergt weiden sollten." Der Stifter bestimmte, daß das Hospital auf der Stätte des der Mainbrücke gegenüber gelegenen Hofes zum Schenken und der anliegenden Häuser errichtet werde. Das Spital wurde 1498 bezogen. Nach dem Willen seines Stifters wurde es zu den 14 Nothelfern genannt. Das in der Kirche befindliche Holzrelief, die 14 Nothelfer darstellend, entstammt Tilman Riemenschneiders Werkstatt. Fürstbischof Friedrich von Wirsberg (1558-1573) gab dem Spital eine neue Spitalordnung. in welcher er u. a. befahl, daß die kranken Hofdiener, welche von ihm ins Spital geschickt würden, willig aufgenommen und so lange gut verpflegt werden sollen, bis ihre Krankheit zur Besserung oder durch Schickung des Allmächtigen zur anderen Endschaft gereiche. Die Vermöglichen unter ihnen sollten ihre Arznei selbst bezahlen, für die anderen sollte der Spitalmeister die Arzneikosten mit Bewilligung des fürstlichen

Zahlmeisters verrechnen. Daher kam der Name Hofspital, welcher unter diesem Bischof zum

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