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merhofes die vorzüglichsten Tropfen der bürgerspitälischen Weinberge eingelagert, gebaut und auch in früheren Zeiten, zuerst 1457, verzapft. Vom Bauernkrieg an, wo der Ulmerhof arg mitgenommen wurde, bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts blieb derselbe unbewohnt, wo er dann in seiner ursprünglichen Gestalt nach Plänen des städtischen Oberbaurats Scherpf von Grund auf neu erbaut wurde. Im Jahre 1868 wurde dann auch an Stelle des alten Stadelhofes, späteren Kalterhauses, vom Bürgerspital gegen den Inneren Graben hin mit einem Kostenaufwand von 40 285 Mark ein Wohnhaus errichtet. Der Hof hat seinen Namen von dem Bürger Ulm.

Ulrichstraße.

6. (Rennweg-)Bezirk. Im Frauenland, von der Seinsheimstraße südwärts ziehend. Philipp Adam Ulrich, geboren 1692 zu Lauda, machte nach Absolvierung seiner juristischen Studien große Reisen. Er kam dann nach Würzburg und wurde Universitätsprofessor. Ulrich war ein um die Hebung des Wohlstandes Frankens hochverdienter Mann. Er führte den Kartoffel-und Kleebau zuerst auf Würzburger Markung ein. Wie es auf einem 1737 auf dem Galgenberg (Rottendorferstraße) errichteten Denkmal heißt, hat er dort oben "die weite Öde umher umgeschaffen zu fruchtbaren Gefilden". Der Reformator der fränkischen Landwirtschaft brachte von seinen großen Reisen den ersten Kleesamen mit, säte ihn aus und brachte so jene Umwälzung in der Landwirtschaft, welche durch den Futterbau und die Rindviehzucht den fränkischen Bauern zu besserem Fortkommen verhalf. Die Einführung des Maulbeerbaumes zur Pflege der Seidenzucht war ein verunglücktes Experiment, trotzdem alle Organe des Staates und der Kirche, Wissenschaft und Schule, Kapital und Arbeit zusammenhalfen, um der Seidenzucht eine gewinnbringende Stätte in Franken zu bereiten. Aber die Erfolge entsprachen nicht den Erwartungen, weshalb man -allerdings lange nach Ulrichs Tod -die Kultur des Maulbeerbaumes und der Seidenraupe aufgab. Um so gelungener war der Kartoffelbau. Ulrich kaufte und pachtete größere Güter (Wöllriederhof, Herletshof) und züchtete Satkaitoffeln in Menge, auch die Runkelrübe, damals als Futterpflanze verwendet, wurde von ihm angebaut. Damit begründete Ulrich seinen großen Reichtum. Wegen seiner Vorliebe für die Landwirtschaft, bei der seine juristische Lehrtätigkeit wohl etwas zu kurz kam, erhielt Ulrich scherzweise den Titel professor juris ruris (Ruris -des Landes, also Bauernprofessor). Übrigens hat er auch die erste Anregung zur Reform des Schulunterrichtes und zur Gründung einer Gesellschaft gegeben, wie sie freilich erst lange nach seinem Tode durch den Professor und Domkapitular Dr. Oberthür im Polytechnischen Verein verwirklicht wurde. Aus seinen Lebensschicksalen ist noch zu erwähnen, daß seine Mutter als Witwe am 7. Juli 1740 in ihrem Hause in Laudll von einem Valentin Link aus Ditwar, Bürger in Zimmern, ermordet und beraubt wurde. U. starb am 28. November 1748 dahier.

In der Peterskirche befindet sich sein Grab-denkmal. 24*

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