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380 Virchowstraße.

8. (Sanderau-)Bezirk. Fortsetzung der Sanderstraße bis zur Randersackererstraße. Früher zur Randersackererstraße gehörig. Rudolf Virchow, geboren am 13. Oktober 1821 zu Schiwelbein in Pommern, studierte in Berlin und habilitierte sich auch an der dortigen Universität. Ostern 1849 wurde er wegen seiner freisinnigen Ansichten seiner Stelle entsetzt, dann aber wieder auf Widerruf angestellt. Im Herbst des gleichen Jahres folgte er einem Ruf nach Würzburg, wo er als hervorragender Gelehrter 7 Jahre lang wirkte; er ist der Begründer der hiesigen physikalisch-medizinischen Gesellschaft. 1856 wurde V. als Direktor des für ihn gegründeten pathologischen Instituts nach Berlin zurückberufen. Hervorragend sind Virchows Verdienste um die öffentliche Gesundheitspflege. Als Begründer der Cellularpathologie hat er einen nachhaltenden Einfluß auf die EntWickelung der gesamten modernen Medizin geübt. Zahlreich sind seine wissenschaftlichen Werke. Für seine Verdienste wurde V. mit hohen Auszeichnungen bedacht. V. war Berliner Stadtverordneter, preußischer Landtagsabgeordneter und Mitglied des Reichstages. V., der der fortschrittlichen Richtung angehörte, verschied am 5. September 1902 zu Berlin. Hs.-Nr. 2. Huttenscher Garten. Der vom Fürstbischof Christoph Franz v. Hutten (1719-1724) gegründete, vom heutigen Sanderrasen bis zum Main reichende Garten wurde, einige Zeit, nachdem er in Privatbesitz übergegangen war, in zwei Teile geteilt. Der obere Teil wurde Wirtschaftsgarten. Leider wurde auch dieser Besitz allmählich durch Verkauf verkleinert. Der heutige Huttensche Garten ist der kleinere Rest des geschichtlich denkwürdigen Platzes. Er umfaßt 3390 Quadratmeter. Auf Säle und Wirtschaftsgebäude

fallen 1557, auf die gedeckten Hallen und den Musikpavillon 665 und auf den Wirtschaftsgarten 1168 Quadratmeter. In diesem Garten gab am

3. Januar 1823 die Stadt dem damals anwesenden König Max Josef ein glänzendes Fest. Hier fand in den Tagen vom 4. bis 6. August 1845 das erste große deutsche Sängerfest statt, bei welchem 108 deutsche Gesangvereine mit etwa 2000 Sängern sich beteiligten. Hier war es auch, wo die Sänger aus Schleswig-Holstein, mit ihrer schwarz-umflorten Fahne, zum erstenmal mit ihrem "Schleswig-Holstein meerumschlungen" auftraten und damit den Funken der Begeisterung für ihre Befreiung von dänischer Herrschaft in die deutschen Gemüter warfen. Die ersten größeren baulichen Änderungen an den Wirtschaftslokalitäten nahm der frühere Besitzer Herr Anton Kuchenmeister vor. Unter ihm wurden mehrere Anbauten errichtet und der geräumige Saal wesentlich verbessert und verschönert. Unter dem jetzigen Besitzer Herrn Karl Wolz erfuhr das prächtige Etablissement durchgreifende Änderungen, die letzte im Jahre 1913. Die neugeschaffene Hauptfront steht vollständig im Garten. Der helle freundliche Putz und die Anstriche der Holzteile in Verbindung mit dem behäbigen Breitziegeldach geben dem Hause ein heiteres, festliches Gepräge. Im östlichen Flügel befindet sich wie ehedem das kleine Restaurationslokal samt Nebenräumen, daran anschließend die Küche mit Speise, Kühlraum, Einschlag-und Gemüsekeller usw. Durch einen Schalter

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