Vorschau

395

wurde "Johannes Massa von Buttenheim im Mainzischen gebürtig" bei der Würzburger Handelsgesellschaft aufgenommen, nachdem man sich "von feiten der Handlung seiner Authentischen Lehr-als auch Servierjahren, wie es die fürstbischöfliche Handlungs-Ordnung erfordert, genugsam überzeugt hatte". Das Geschäft befand sich in dem Haufe 172 des 5. Distriktes, also im heutigen Hause Zelleistraße Nr. 9. Nr. 172 wird im Grundsteuerkataster vom Jahre Jahre 1830 als "Wohnhaus, Eckhaus der Zeller-und Bräuhausgasse, ein Warengewölb und Höflein" bezeichnet.

Hs.-Nr. 14. Hier stand der Bubenheimer Hof. Er war um 1680 im Besitz des fürstbischöflichen Hofmarschalls Georg Wilhelm Specht von Bubenheim. Der Name Specht von Bubenheim war einstmals in Aller Munde. War er doch Mittelpunkt einer Liebesgeschichte, die nicht geringes Aufsehen erregte. Der Geschichtschreiber meldet uns darüber: Im Mai 1683 hatte Würzburg einen neuen Herrn erhalten: Fürstbischof Konrad v. Wernau (1683-1684). Ein Fest folgte dem andern. Auf allen Festen spielte die Nichte des Bischofs, Johanna v. Wernau, ein junges, hübsches und geistreiches Mädchen, die größte Rolle. Sie war aus dem Kloster Unterzell, wo sie von ihrer Tante, der Priorin, erzogen worden war, auf Geheiß des Bischofs mit ihrer Mutter nach Würzburg gekommen, wo sie auf dem Marienberg wohnte. Der adelsstolze Bischof wollte mit feiner Johanna hoch hinaus und unter den Fürsten des Reiches hielt er Umschau, ihr den Bräutigam zu erwählen; einstweilen aber hatte er nichts dagegen, wenn sie in den durch die Sitte gezogenen Grenzen ihr Leben genoß und sich an Spiel und Kurzweil der jungen Welt beteiligte. Auch dagegen hatte er nichts, daß fein Hofmarschall, der schmucke und galante Wilhelm Specht zu Bubenheim, mit Vorliebe ihren Kavalier abgab. Der junge Edelmann, dem er im übrigen wohl wollte, hatte einen zu geringen Adel, um im Ernste Johanna gefährlich werden zu können. Darin aber täuschte sich der fürstbischöfliche Oheim. Oft genug sah man das junge Paar den Weg von der Festung zur Stadt und wieder hinauf hoch zu Roß gemeinsam zurücklegen. Anfangs machte Specht von Bubenheim den ehrerbietigen Erklärer der Sehenswürdigkeiten am Wege: er erzählte von dem Streit der Deutschherrn und der Schottenmönche um die Passage zwischen Kirche und Kloster der ersteren, und wie der Bogendurchlaß zwischen beiden schon dem Kaiser Rudolf von Habsburg Veranlassung zu einem Edikt gegeben. Auch wo Melchior Zobel ermordet worden, wies er ihr, und das Schmalzlerhöflein, aus dem die Mordbuben damals hervorgebrochen. Dann aber wurde das Verhältnis sichtlich ein anderes. Das Portal der Deutschhauskirche, die merkwürdige Inschrift daran und die Zobelsäule blieben unbeachtet, die jungen Leute lachten einmal mit einander und waren dann wieder recht niedergeschlagen, und schließlich fingen die Würzburger an, allerlei zu tuscheln. Dann, es war im Winter nach einer Schlittenpartie, wurde der Hofmarschall plötzlich auf Befehl des Bischofs kurzer Hand verhaftet, Johanna aber zurück nach Unterzell gebracht. Man hatte damals äußerst wenig Respekt vor der persönlichen Freiheit. Liebesbriefe waren in die Hand des Bischofs gefallen und die Mutter Johannas hatte die Vermittlerin abgegeben. Nun begann für die beiden Verlobten eine Zeit schwerer Drangsalungen.

Virtuelle Bibliothek Würzburg

Virtuelle Bibliothek  > 30/NZ 97959 M533(2) - Würzburgs Straßen und Bauten - ein Beitrag zur Heimatkun...  > Seite 395