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weiterte Vereinstätigkeit waren Neuerwerbungen von Anwesen, Neuund Umbauten notwendig: es wurde eine Kapelle erbaut und diese am 23. Juni 1891 eingeweiht. Der prächtige Neubau in der Koellikerstraße, an Stelle alter Häuser, wurde im Nov. 1913 bezogen. Im Souterrain sind die Zentralheizung, die Waschküche und die Badezeiten untergebracht nebst dem Raum für Garderobe. Im Parterre befindet sich der Spielsaal, der zugleich als Theater dient, die Kinderbewahlanstalt und ein Nähsaal; im 1. Stock sind zwei Schulzimmer, der Saal für die auswärtigen Handarbeitsschülerinnen und ein zweiter Nähsaal; den ganzen 2. Stock nehmen zwei große Schlafsäle ein, indes der Korridor als Waschraum eingerichtet ist. Dazwischen sind in den einzelnen Stockwerken die nötigen Sprech-und Aufsichtszimmer verteilt. Der ganze Bau ist aus Eisenbeton aufgeführt. Durch den Hof ist der Neubau mit den bisherigen Anstaltsräumen verbunden. Der Bauleiter war Herr Architekt Hofmann. 1917 wurde ein an das Anwesen stoßender Gemüsegarten, etwa 1000 qm groß, käuflich erworben, 1913 ein Damenheim, 1920 ein HandarbeitslehrerinnenSeminar eröffnet.

Braunhof.

5. (Dom-)Bezirk. Sackgasse bezw. Hof an der Plattnergasse.

Früher Braunshöfchen oder -Höflein. Der Braunhof war im

13. Jahrhundert noch unzerteilt, war Eigentum des Geschlechtes derer von Nortenberg und zweifellos viel größer als heute. 1272 ging der Hof durch ein Vermächtnis an die Augustinernonnen zu Rothenburg o. T. über. Im Jahre 1380 kam er dann an das Würzburger Prediger-(Dominikaner-)Kloster, welches ihn teilte und an Bürger zu Lehen gab. Der Sage nach soll der Hof davon den Namen erhalten haben, daß ihn Bischof Braun oder Bruno, Sohn des Herzogs Konrad von Kärnten, der von 1034 bis 1045 regierte, bewohnt hat. Diese Deutung ist sicher falsch. In einer Urkunde aus dem 14. Jahrhundert findet sich folgender Eintrag: Ein Haus unter den Sporern grenzt an die Bruneßhofgasse. Wie unter Plattnerstraße zu lesen ist, hieß diese früher Sporergasse, weil hier die Sporer ihre Werkstätten und Wohnungen hatten. Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich annehme, daß der Name Bruneßhofgasse in der Urkunde und zwar in der zweiten Silbe und durch Anhängung des Wortes Gasse entstellt ist und daß der Hof von den Würzburgern im derben Deutsch als ein Höfle bezeichnet wurde, in dem man ungestört seine Notdurft verrichten konnte. Daraus entwickelte sich in der Amtssprache und dann auch im Volk der Braunshof oder wie er im Mittelalter auch hieß die curia. Brunonis.

Breite Schloßstraße.

10. (Zellerau-)Bezirk. Führt von der Zellerstraße zum Marienberg.

Das ehemalige bischöfliche Schloß ist eines der geschichtlich merkwürdigsten Punkte der Stadt; es hat eine wechselvolle Vergangenheit wie selten eine andere Statte unserer engeren Heimat. Die fortifikatorisch bedeutungsvolle Kuppe des heutigen Marienberges scheint in vorgeschichtlicher Zeit bereits besetzt und befestigt gewesen zu sein.

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