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nossenschaften, welche den Beginen (weiblichen Religionsgenossenschaf-ten), von dem Lütticher Priester Lambert le Beghe im 12. Jahrhundert gestiftet, nachgeahmt waren. Die Begarden und Beginen wohnten teils einzeln in abgeschlossenen Wohnungen (Klausen), teils lebten sie zusammen. Der Rücktritt ins Weltleben war ihnen freigestellt. Sie wollten in Abgeschiedenheit von der übrigen Welt leben und nur durch die Bande der Liebe und Wohltätigkeit mit den Menschen verbunden bleiben. Ihre Beschäftigung wechselte zwischen frommer Beschaulichkeit und gewerblicher Tätigkeit. Sie verbreiteten sich ungemein rasch. Durch ihre Bettelei wurden sie eine Landplage. Auch verfielen sie in Müßiggang und schlechten Lebenswandel (Ausschweifung, Kuppelei, Unzucht, Trunkenheit), gesellten sich zu der ketzerischen Sekte der Spiritualen (Brüder des freien Geistes) und gaben so Veranlassung zur Verfolgung. Im 13. und 14. Jahrhundert verhängten päpstliche und Synodalbeschlüsse das Verdammungsurteil über den Orden. So auch die Synode in Würzburg 1329. Wiederholt erlitten in Würzburg ketzerische Begarden den Feuertod. Begarden und Beginen sanken in der Meinung des Volkes ebenso rasch und tief, wie man sie vorher beifällig aufgenommen hatte. Dennoch gelang es nicht, die Begarden und Beginen gänzlich auszurotten, sie behaupteten sich in Franken bis in das 16. Jahrhundert und verschwanden allmählich mit dem Beginn der Kirchenreformation. In Belgien und den Niederlanden gibt es heute noch Beginen und Begarden, die Beginenhöfe in Gent und Brügge sind weltbekannt. Einige Zeit lang war der Hof Kenneken ein Klosterhof des Stiftes Neumünster.

Bruderhof.

5. (Dom-)Bezirk. Zwischen der Plattnergasse, dem Domkreuzgang und der Domerschulstraße. Der Bruderhof leitet seinen Namen davon her, daß in ältester Zeit die Kapitulare und Vikare des Domstifts nach den von den Bischöfen gegebenen Regeln als regulierte Klosterherren (sie hießen Brüder des heiligen Kilian) in den Häusern eines neben dem Dom gelegenen Hofes, der einen verwahrten Eingang haben mußte, beisammen wohnten. Der erste Bruderhof befand sich neben dem ersten (hölzernen) Dom, der an Stelle des Neumünsters stand und 854 durch Feuer zerstört wurde. Im 10. oder 11. Jahrhundert wurden die Mönche Weltgeistliche. Sie sprangen, wie ein Geschichtsschreiber sagt, aus der Kutte. Sie erhielten den Namen Domherren und bewohnten eigene Höfe oder Curien, welche sich alle in der Nähe des Domes, in der heutigen Bibra-, Herrn-, Hof-und Domerschulstraße und am Paradeplatz befanden. Einige dieser Domherrnhöfe sind noch heute, teils in ursprünglicher, teils in veränderter Gestalt, vorhanden. Viele gingen nach der Säkularisation (wie früher schon die meisten Häuser des Bruderhofes) in Privatbesitz über. Es war damals in Würzburg schwer, Häuser an den Mann zu bringen, sie waren wohlfeil wie die Orangen auf dem Markt.

Auch für die der Säkularisation verfallenen Domherrnhöfe fanden sich wenig Liebhaber, was auch darin seinen Grund

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