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69 Büttnerstraße.

5. (Dom-)Bezirk. Parallel dem oberen Mainlai von der Mainbrücke zur Kaserngasse ziehend. 1259 erscheint die Gasse als vicus doleatorum in Urkunden. Vicus -Quartier, Viertel, auch Straße. Doleator stammt von doliare (bezw. doleare). Dieses Wort ist von dolium (griechisch zu vergleichen mit tholia) abgeleitet und bedeutet Faß. Allerdings waren die antiken Fässer aus Ton, aber das hindert nicht, daß das Mittelalter den Namen auf die Holzfässer übertrug. Holzfässer gab es übrigens schon in der römischen Kaiseizeit, freilich nicht in Italien, aber in Rätien. Da liegt nun die Annahme nahe, daß in der Zeit, wo die Bezeichnung doleare in Betreff der heutigen Büttnerstraße gebraucht wurde, opifices doliares -Faßbinder oder Büttner schon darin in mehreren Vertretern ansässig waren und der Straße den Namen gaben. An der lateinischen Bezeichnung darf man sich nicht stoßen, das Volk nahm sie nicht an, oder wenigstens nicht immer. Die lateinischen Namen entstanden überall durch die Stadtschreiber, die allzu gerne latinisierten und dabei die größten Schnitzer machten. Wegen des Lärms duldete man die Büttner nicht in der Mitte der Stadt, sondern verwies sie an die Grenze, die Ummauerung. Das Tor, welches am Hotel Schwan auf den Kai führt, heißt das Schwanentor, in früherer Zeit wurde es Büttner-und dann Spiegeltor und noch später oberes Maintor genannt. An der Ecke gegen die Wirsbergstraße und Kaserngasse stand der Pleidenturm, welcher im Jahre 1869 abgebrochen wurde, um den Ausgang zum Kai verbreitern zu können. Pleide, richtiger Bleibe, kommt von blide -Steinschleuder. Die Meiden waren Kriegswerkzeuge des Mittelalters. Des verfeinerten Mechanismus derselben wegen mußten sie in eigenen Baulichkeiten (Bleidenhäusern, Bleidentürmen) untergebracht werden, die ihren Namen häufig auf die Straße übertrugen, an der sie standen, so zum Beispiel in Frankfurt a. M., Wismar und Stralsund. In Würzburg wurden einige Häuser (Büttnerstraße Nr. 60, 72 und 74) nach dem Pleidenturm bezw. kurz "bey der Pleiden" benannt. Wo der Turm stand, war die südwestliche Ecke der alten Befestigung der inneren Stadt. Hs.-Nr. 2. Ehemals befand sich hier die Badestube zum Löwen. Hs.-Nr. 5. Haus zum Schutthaufen. Hs.-Nr. 15. Haus zum Hirschmünster. An der Front des Hauses befindet sich ein Abendmahlsbild mit der Inschrift: Joh. Georg Ankenbrand 1715. Hs.-Nr. 28. Hotel zum Schwan. Das erste an dieser Stelle gebaute Haus wurde 1528 als fürstbischöfliches Mauthaus erbaut. An dem Giebel des 1584 umgebauten Hauses sind Wappen und Inschriften angebracht. Letztere besagen, daß 1584 der Bau unter Julius, Bischof von Würzburg und Herzog von Ostfranken, dem Dompropst und Domdekan Reidhard Adrian v. Thüngen und dem Domstiftssenior Erasmus Neustetter, genannt Stürmer, erstanden ist. Die Wappen stellen jene der genannten Persönlichkeiten dar. Unter den Inschriften

und Wappen befindet sich ein Wappen, das einen laufenden Röhrenbrunnen mit doppelter Schale vorstellt; das gleiche Wap

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