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dem beabsichtigten Neubau des Schönbornschen Familienhauses ist es nicht gekommen. Der Hof Altlobdeburg diente der Gräflich Schönbornschen Familie als Absteigequartier. Das Schönbornsche Wappen am Hause Domerpfarrgasse 2, Ecke Hofstraße, ließ Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn (1729-1746) anbringen. Der Hof wurde dann vermietet und am

11. Mai 1802 an den Wirt Franz Fritz um 17 000 Gulden verkauft. Dieser eröffnete in dem damals nur aus Parterre und 1. Stock bestehenden Anwesen den Gasthof zum Bayerischen Hof. In demselben sind eine Reihe von illustren Gästen abgestiegen. Später ist das Gasthaus eingegangen und der Hof wurde in drei Teilen verkauft. Die neuen Besitzer ließen dann Stockwerke aufsetzen. In dem Haus Domerpfarrgasse 2 wurde viele Jahre das bekannte Café Büttner betrieben. Am 17. April 1897 kam letzteres Haus durch Kauf in den Besitz des Herrn Anton Memminger. Im Hofe und in dem Nebenhause ließ die Firma Memminger Räume für eine Druckerei bauen. Das Café Büttner hörte am

  1. Mai 1901 zu existieren auf und die bisherigen Wirtschaftsräume wurden nach entsprechender Restaurierung von der Geschäftsleitung der Firma Memminger bezogen. In ihrem Verlag erschien die Neue Bayerische Landeszeitung, welche am 23. Mai 1886 aus dem am
  2. Oktober 1885 begründeten Freien Blatt hervorgegangen ist. Von 1886 bis 1910 (1. Oktober) trug das Blatt den Titel Neue Bayerische Landeszeitung. 1905 wurde die (schon früher profanierte) Kapelle und zwei weitere kleine Nebengebäude eingerissen und an deren Stelle ein moderner Druckereineubau errichtet, welcher am 1. Oktober 1905 in Betrieb genommen wurde. Am 1. Juli 1920 ging das Verlagsrecht der Zeitung in den Besitz einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung über. Am gleichen Tage schied Dr. August Memminger aus der Firma Gebrüder Memminger, graphische Kunstanstalt und Verlagsbuchhandlung, aus. Alleinbesitzer ist Thomas Memminger. -Im Jahre 1913 ging der Hof in den Besitz des Buchdruckereibesitzers Thomas Memminger über. Im gleichen Jahre wurde an der Fassade in der Hofstraße die alte Steinornamentik von Jahrhunderte altem Anstrich gesäubert und das leider durch den Unverstand eines Vorbesitzers zerstörte Tor neu aufgebaut. Dasselbe trägt jetzt die Inschrift:

Hof Alt-Lobdeburg.

Erbaut vom Fürstbischof Otto Graf von Lobdeburg, gestorben 1223. Im Besitz folgten die Herren von Wertheim, Rieneck, Truchseß. Liechtenstein, Schwarzenberg. Im Bauernkrieg 1525 von den Bauern, 1563 von den Spießgesellen Wilhelms von Grumbach geplündert. Im Schwedenkrieg 1631 Beratung Gustav Adolfs mit seinem Kanzler Oxenstjerna, der hier wohnte 1712 vom Mainzer Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn angekauft; dessen Familienwappen schmückt das Haus. Seine Besitznachfolger, zwei Fürstbischöfe Schönborn, erbauten 1729-1744 die Residenz. Der Hof ward 1802 in einen Gasthof verwandelt. 1806 und 1812 Konferenzen Napoleons mit seinen hier einquartierten Generälen. Wolfgang von Goethe wohnte hier 1815. Seit 1897 Eigentum von Anton Memminger, Begründer der Bayerischen Landeszeitung.

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