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ist das Jahr, in welchem Johann Anton v. Erthal den seinem Verfall nahen Hof wieder herstellen ließ. Bis 1779 bewohnten den Hof Mitglieder der Familie Erbach, darunter der spätere Fürstbischof Franz Ludwig. Nach der Säkularisation ging der Hof um 9410 Gulden in bürgerlichen Besitz über.

Hs.-Nr. 6. Der ehemalige Domherrnhof Tuteleibe oder Tuttleben oder Teutleben. Er wurde im 12. und 13. Jahrhundert von Herren aus dem Geschlechte derer von Tutleben bewohnt. 1525 war in dem Hof der Profoß des Bauernheeres mit seinen Trabanten einquartiert. 1805 kaufte den Hof der Domizellar Phil. Ant. v. Greiffenklau, später ging er an den Kanzler und späteren Staatsrat Johann Christian Wagner, dann an einen Bürger über.

Im Jahre 1890 erwarb den Hof die Buchdruckerei I. M. Richter. Diese wurde im Jahre 1815 von Stephan Richter, einem Marktbreiter Kind, gegründet, der sich in Würzburg ansätzig machte. 1820 erwarb der junge Meister das Haus im 3. Distrikt Nr. 95 (jetzt Plattnerstraße Nr. 17), welches sechs Jahrzehnte hindurch in seiner ursprünglichen Gestalt als Werkstätte der Buchdruckerkunst diente. Im Jahre 1880 wurde er durch den heute noch stehenden Neubau an derselben Stelle ersetzt. Autzer dem Würzburger Journal, welches Stephan Richter druckte, gingen viele hervorragende wissenschaftliche Werke aus seiner Offizin hervor. Im Jahre 1852 erfolgte die Übergabe des Geschäftes an seinen Sohn Johann Michael Richter, unter dessen Leitung das Unternehmen gute Fortschritte machte. 1883 wurde der Würzburger General-Anzeiger gegründet. Im Jahre 1886 ging mit dem Tode des Genannten das Geschäft an dessen Sohn Carl Richter über, dem später seine Brüder August und Otto Nichter zur Seite traten. 1890 erfolgte die Übersiedlung in das neuerbaute, bedeutend vergrößerte Druckereigebäude (Franziskanergasse 5 1/2). 1887 erschien der Frankenkalender zum ersten Male und im Jahre 1892 wurde der Praktische Wegweiser begründet, der in land-und hauswirtschaftlichen Kreisen über ganz Deutschland eine beachtenswerte Aufnahme fand. Mitte der 90er Jahre wurde dem Betrieb eine Steindruckelei angegliedert. Schon weit vor der 1OOjährigen Wiederkehr des Gründungstages sahen die Gebrüder Richter ihr Familien-Unternehmen auf der Höhe des Erfolges. Am 8. Dezember 1915 riß der unerbittliche Tod Geheimen Kommerzienrat Carl Richter und am 10. März 1920 Geh. Kommerzienrat August Richter aus ihrem arbeitsreichen aber auch gesegneten Leben. Alleinige Geschäftsinhaber sind jetzt der Geheime Kommerzienrat Otto Richter und sein Sohn Carl Richter. Die Buch-und Steindruckerei J. M. Richter beschäftigt heute ca. 200 Köpfe und zählt mit zu den angesehensten Unternehmungen dieser Branche.

Hs.-Nr. 7 und 9. Hof Gietzübel, auch Bußigel. Das Haus Nr. 9 wurde im Jahre 1905 von dem damaligen Käufer, dem Weinhändler E. Goldstein, völlig umgebaut und große Kellereien erstellt. Seit dem Jahre 1918 ist das Anwesen im Besitze der Mineralwassergroßhandlung Michael Wolf, die im Jahre 1887 gegründet worden ist und sich bis zum Jahre 1918 im Hause Johannitergasse Hs.-Nr. 7 befand.

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