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cher das Haus 1616 erbaute. Im Juli 1912 wurde an diesem Hause in aller Stille von der Universität eine Tafel mit folgender Inschrift angebracht: "Hier wohnte der große Kliniker Lucas Schönlein 1828-33" (siehe Schönleinstraße).

Hs.-Nr. 15. Zobelscher Hof zur oberen Beinleite. 1817 ging der Hof aus dem Besitze der Freiherrlich von Zobelschen Familie in den Besitz der Buchdruckereifirma Bonitas-Bauer, 1903 aus diesem in jenen der Kongregation der Töchter vom göttlichen Erlöser über.

Hs.-Nr. 16. Die alte Universität. Hier befand sich vom 12. Jahrhundert ab neben mehreren Höfen die Et. Ulrichs-Klause, welche Beginen beherbergte. In ihr befand sich eine Schule, in welcher die Mädchen im Schreiben und Lesen unterrichtet wurden. Zu Ende des 13. Jahrhunderts wurde die Klause in ein Benediktinerinnenkloster umgewandelt. 1496 erhielt dasselbe den Namen Kloster der hl. Scholastika zur Gnadenpforte beigelegt. Durch den Bauernkrieg und die Reformation geriet das Kloster ins AbWesen, weshalb dasselbe 1583 eingezogen und für die Universität bestimmt wurde. Der Erste, welcher den Plan gefaßt hatte, in Würzburg eine Universität zu gründen, war Bischof Gerhard Graf v. Schwarzburg (1372-1400). Was er aber wegen seines 1400 erfolgten Todes nicht auszuführen vermochte, unternahm sein Nachfolger Johann von Egloffstein (1400-1411). Um 1402 ist das studium generale (wie damals die technische Bezeichnung für Universität lautete), an dem kanonisches Recht, Zivilrecht, schöne Wissenschaften und Künste gelehrt wurden, ins Leben getreten. Als Universitätsgebäude dienten der Hof zum Katzenwicker (Maxstraße) und der Hof zum großen Löwen (Dominikanergasse 6). Rektor wurde Dr. Johann Zantfurt. Die Universität war gut besucht. Die Zeit ihres Bestandes war aber nur kurz. Denn als unter dem Bischof Johann

v. Brunn (1411-1440) der alte Hader zwischen Bürgern und Geistlichen von neuem ausbrach und überdies der Rektor von seinem eigenen Diener ermordet wurde, wanderten Professoren und Schüler nach Erfurt aus (1416). Erst unter Bischof Friedrich v. Wirsberg (1558-1573) wurde die Pflege der Wissenschaften wieder ernstlich in Angriff genommen. Er wollte ursprünglich die 1416 eingegangene Hockschule wieder ins Leben rufen. Aber es fehlten ihm die Mittel hiezu, weshalb er sich mit der Errichtung einer Partikularschule begnügte (Domerschulstraße 18). Als Julius Echter von Mespelbrunn den fürstbischöflichen Thron bestieg (1573), verwirklichte er den Plan seines Vorfahren. Er gründete am 2. Januar 1582 gegen den Willen des Domkapitels die Universität und wies ihr als Platz für ihr Gebäude den Grund und Boden an, auf dem das Frauenkloster zur hl. Scholastika und einige andere Bauten standen. Die alten Gebäude wurden eingerissen und am 28. Juli 1582 der Grundstein zum Universitätsbau gelegt. Derselbe hat in seinem Äußern bis auf den heutigen Tag seine ursprüngliche Gestalt behalten. Er ist im Renaissancestil 1582-1591 von Baumeister Kal ausgeführt worden. Das Hauptportal ist mit einem Reliefbild "Die Ausgießung des hl. Geistes" geschmückt. Außerdem befinden sich am Bau Wappen des Fürstbischofs Julius. Die Universität hatte ursprünglich katholisch-theokratischen Charakter, zuerst bestand nur die

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