Handschrift zitieren
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M.p.th.f.67
Quattuor Evangelia
Schaf-und Kalbspergament (exzellent bearbeitet, alle Haarseiten nach außen).
192 Bl.
320 x 210 mm
Bretonisch?
8./9. Jahrhundert
Material:
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Schaf-und Kalbspergament (exzellent bearbeitet, alle Haarseiten nach außen).
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Lagen:
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24 IV(192) An den Lagenenden römische Zählung, die an allen 4 Seiten von je 2 waagrechten Federstrichen eingefasst ist. Gelegentlich steht die Zahl auch zu Lagenbeginn.
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Schriftraum:
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260 x 160 mm
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Zeilenzahl:
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20 Zeilen (Zirkeleinstiche an je beiden Spaltenseiten).
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Schrift 1:
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Uncialis Sehr charakteristische künstlerische Uncialis, vor allem an hervorgehobenen Stellen, insular beeinflusst mit eigenartiger Silbenbildung (pr-opheta, age-ns), charakteristischem G (vgl. CLA IX, 1422). |
Schrift 2:
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Angelsächsische Minuskel Für Korrekturen, 8./9. Jahrhundert |
Schrift 3:
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1r: Alemannische Minuskel (9. Jahrhundert). |
Musiknotation:
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4v: Sehr frühe Neumen
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Glossen, Ergänzungen:
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Aus dem 9. Jahrhundert stammen insulare und kontinentale Einträge in Minuskel. 38 interlineare althochdeutsche Rötelglossen von mehreren Händen, aus dem insular beeinflussten ostfränkischen Raum, 34 zum Matthäus-Evangelium, 4 zum Lukas-Evangelium. Von den Matthäus-Glossen 22 mit Abkürzungen besonders des Wortendes. 5 Eintragungen nicht entziffert (vgl. Bermann, Katalog Glossenhandschriften, Nr. 992, S. 1878; Moulin, Würzburger Althochdeutsch, 498-536). 138r: Vvarinvrit scripsit, darunter der Beginn des gleichen Namens und Federproben. Von Warinfrit stammt an gleicher Stele ein Flechtknoten, er hat sich auch anderweitig zeichnerisch versucht. Seine Lebenszeit fällt wohl ins 10. Jahrhundert.
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Beschreibung:
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Prachteinband. Schweinsleder über Holz mit blindgeprägten Einzelstempeln auf dem Rücken und ornamentalen Rollen r003922 und r003921 (Vase mit Gehängen etc.). Im Vorderdeckel eingelassen 2 Elfenbeintafeln (2. Hälfte 9. Jahrhundert), von Eierstäben eingerahmt, mit Ranken, Lamm Gottes, Tieren (die sich z.T. im Physiologus nachweisen lassen). Titelschild schwarz umrandet mit roter Aufschrift Evangelium Mathei. Auf dem Hinterdeckel Eckbeschläge. 2 Schließen (Diskussion des Einbandes, insbesondere der Elfenbeintafeln, mit verschiedenen Zuschreibungen in: Goldschmidt, Elfenbeinskulpturen, Bd. 1, S. 83, Nr. 169, Taf. LXXX. Kunst des frühen Mittelalters, S. 43f., Nr. 86. Ars sacra, S. 31, Nr. 69. Franconia sacra, S. 23, 49-50, C 11. Bayerns Kirche im Mittelalter, S. 36, Nr. 174 (Abb. 14). J.J.G. Alexander, Norman illumination at Mont St. Michel 966-1100, Oxford 1970, S. 51 Anm. 4. D. Gaborit-Chopin, Elfenbeinkunst im Mittelalter, Berlin 1978, S. 78, S. 192). Werkstatt: Würzburg, 35/E 7.301 Datierung: 17. Jahrhundert Einbanddatenbank: w004541 |
Ausstattung:
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Kanontafeln fehlen, nur an einer Stelle lassen sich am Rand Konkordanzzahlen feststellen.
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Zeichnungen: | 1v: Federzeichnung eines schreibenden Mannes mit lockigem Haar, in Leibrock und Toga. In der Rechten hat er den Calamus, er schreibt in ein Buch, das er mit der Linken an die linke Schulter hält. Auf dem Buch ist zu lesen petui. Bischoff-Hofmann S. 109 setzen daher die Figur mit Petrus gleich. |
Auszeichnungsschrift: | Auszeichnungsschrift Uncialis, mit kontinentalen Elementen und Blattornamentik. Die Überschriften und Anfänge von Kola und Kommata sind häufig mit Auripigment bzw. Rot oder durch einen roten Punkt hervorgehoben. |
Miniaturen: | 2r: Ganzseitige Miniatur, abstrakte Ornamentik mit keltischen und germanischen Einflüssen. Von unten gehen in der Mitte zwei Parallellinien nach oben. Von oben nach unten zweigen sich spiegelgleiche, mäanderartige Liniensysteme ab. Dieses Gerüst ist mit Tinte gezeichnet. Es wird z.T. von roten, zumeist aber schwarzen Punkten eingefaßt. Zwischen den Mittellinien befinden sich in farbigen Rechtecken Hakenkreuze. An den Schnitt- bzw. Wendepunkten der Mäandersysteme stehen mehrere konzentrische Kreise, sie sind umtüpfelt, ihre Segmente sind farbig gestaltet. Oben, rechts und links außen, sind Tiere abgebildet (mit Hundemäulern, Raubtierpfoten, Schuppen und Federn). Über ihren Mäulern sind in der Waagrechten zwei eulenartige Wesen angebracht. Links und rechts unten findet sich Flechtwerk, eines davon läuft in einen Vogelkopf aus. Die Deutung des Ganzen ist problematisch; es wurden u.a. Monogramm, magische Augen, Labyrinth des Todes, Brettspiel vorgeschlagen. Als Farben fanden viele Gelb- (insbes. Auripigment), Rot- und Brauntöne Verwendung
67r: Kreuz mit Löwenkopfausläufer |
Initialen: | Initialen teilweise rot ausgemalt. 3r, 4r: Zierzeilen, Initiale C. 67r: Zierzeilen, Initiale M. 67v: Besonders eindrucksvoll gearbeitetes Flechtband F mit Tierornamentik, ähnlich bretonischen Beispielen der Zeit. 100r: Q. 100v: FUIT. 155v: Zierzeilen, aufwändig gearbeitetes I. |
Entstehung:
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Bischoff und Hofmann S. 109-110 weisen den Codex einem bretonischen oder konservativen angelsächsischen Zentrum auf dem Kontinent zu, wo der Codex um 800 entstanden sein dürfte. Dieses Zentrum muß auf der Höhe materieller Buchkunst gestanden haben. Einband und Aldhelm-Nachtrag auf 1r weisen anschließend in den alemannischen Raum des frühen 9. Jahrhunderts, dann ausweislich der Glossierung vermutlich noch im 9. Jahrhundert in den ostfränkischen Raum gekommen. |
Provenienz:
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Dombibliothek Würzburg |
Frühere Signatur:
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Vorderer Spiegel: Plenarium CCXXXI (15. Jahrhundert; zweimal vergeben, vgl. M.p.th.f.65). Vorderer Spiegel: No. 6 (Domschatzsignatur, 18. Jahrhundert). |
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